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Bereits verlegte Stolpersteine



Erna Helene Nathan * 1894

Washingtonallee 50 (Hamburg-Mitte, Horn)


HIER WOHNTE
ERNA NATHAN
JG. 1894
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Washingtonallee 50:
Lilly Nathan

Lilly Nathan, geb. 11.3.1891 in Hamburg, deportiert am 6.12.1941 nach Riga
Helene Nathan, geb. 14.11.1894 in Hamburg, deportiert am 6.12.1941 nach Riga

Washingtonallee 50

Die Schwestern Lilly und Helene Nathan waren die einzigen Horner Jüdinnen, die von ihrer dortigen Adresse deportiert wurden. Als sie die Aufforderung zur "Aussiedlung" in den Osten am 6. Dezember 1941 erhielten, wussten sie ebenso wenig wie die anderen 751 mit ihnen Deportierten, was das bedeutete. In Riga gab es keine Vorbereitungen auf diesen Transport. Die Ankommenden gingen vom Bahnhof Skirotava mehrere Kilometer zu Fuß zum "Jungfernhof", einem heruntergekommenen Gut. Dort erwartete sie eine angesichts des strengen Winters völlig unzureichende Unterkunft. Über Lilly und Helene Nathans Schicksal, nachdem sie Hamburg verließen, ist nichts bekannt.

Lilly und Helene Nathans Großeltern und Eltern waren schon vor der Machtübergabe an Hitler verstorben. Helenes und Lillys Großvater väterlicherseits, Asher Samuel Nathan, hatte das nach dem Großen Brand von 1842 in Hamburg gegründete Rettercorps der Feuerwehr geleitet. Er und seine Ehefrau Male, geb. Renner, waren schon vor der Geburt von Lilly und Helene gestorben. Deren Vater, Simon Nathan, geb. 6. September 1861 in Hamburg, übte den Beruf eines Tapeziers aus. Die Großeltern mütterlicherseits waren der als Bote tätige Salomon Lewald und seine Ehefrau Sara, geb. Plaut. Simon Nathan heiratete am 5. August 1888 in zweiter Ehe die Witwe Olga Lewald, geb. Nathan, 30. Mai 1856 in Hamburg. Sie wohnten beide Pilatuspool 20 in der Neustadt.

Als Lilly Sophie am 11. März 1891 geboren wurde, lebten in dem Haushalt bereits Ella und Albert aus den früheren Ehen; als Letzte wurde am 14. November 1894 Erna Helene geboren. Simon Nathan zog mit seiner Familie nach Hütten 6, ebenfalls in der Neustadt. In fortgeschrittenem Alter arbeitete er nicht mehr als Tapezier, sondern als Lagerist. 1917 trat er erstmals als steuerpflichtig in der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburg in Erscheinung und entrichtete bis zu seinem Tod Beiträge.

Lilly und Helene Nathan blieben ledig und wurden berufstätig. Lilly erhielt als Correspondentin bei der Controll GmbH ein bescheidenes Gehalt, das ihr jedoch ein selbstständiges Leben ermöglichte. Ihre Schwester Helene gab ihre Berufstätigkeit als Angestellte 1927 aus Krankheitsgründen auf. Ihre Rente reichte nicht zur Deckung des Unterhalts, sodass Lilly auch für sie sorgte. Sie gehörten wie ihre Eltern der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburg an.

Am 5. August 1929 starb Simon Nathan, am 4. Januar 1931 folgte ihm seine Frau. Olga Nathan starb zuhause im Beisein ihrer Töchter. Lilly Nathan arbeitete zu der Zeit als Privatsekretärin. Nach dem Tod der Mutter gaben die Schwestern Lilly und Helene Nathan die elterliche Wohnung auf und zogen in die Neumayrstraße 4, ebenfalls in der Neustadt gelegen. Über ihre Geschwister Ella und Albert ist nur bekannt, dass Ella heiratete und Albert aus Hamburg wegging.

Lilly Nathan verließ Hamburg zwischen 1931 und 1936 jeweils für längere Zeit, um in Lohra, Kreis Marburg, und Wolfhagen, Bezirk Kassel, zu arbeiten. Nach ihrer Rückkehr lebte sie bei freier Kost und Wohnung sowie einem Taschengeld als Haushaltsangestellte. Helene Nathan ergänzte ihre Rente vermutlich durch Einnahmen aus Untervermietung. Lilly Nathan verlobte sich mit Bernhard Gelbart. Er wanderte in die USA aus, wohin sie ihm über die Zwischenstation England folgen wollte.

Am 2. Mai 1939 erhielt sie die Unbedenklichkeitsbescheinigung. Im Gutachten des Zollinspektors hieß es, "die unter No. 1 aufgeführten Gegenstände sind größtenteils Heiratsgut der Antragstellerin und noch nicht gebraucht. Der Verlobte Bernhard Gelbart, früher wohnhaft Hansastraße 71 b. Oppenheim ist bereits nach USA ausgewandert. Verlobungsanzeige i.d. Zeitung wurde vorgelegt." Der Zollinspektor verlangte keine Dego-Abgabe. Lilly Nathans Dauerabmeldung lag vor, woraufhin ihr die Passagepapiere ausgehändigt wurden, doch per 23. August 1939 wurde ihr Pass gesperrt. Woran ihre Auswanderung scheiterte, ist unbekannt, vermutlich am Beginn des Zweiten Weltkrieges.

Die Schwestern zogen nach Horn in die Washingtonallee 50. Lilly entrichtete regelmäßig Beiträge an die Jüdische Gemeinde, die etwas über dem Mindestsatz lagen. Über ihr sonstiges Er­gehen ist nichts bekannt.

© Hildegard Thevs

Quellen: 1; 2 FVg 5720; 4; 5; 6; StaH, 332-5 Standesämter, 2729+1087/1888, 952+466/1929, 978+10/1931; 522-1 Jüdische Gemeinden, 992 e 2, Bd. 3.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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