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Bereits verlegte Stolpersteine



Jon Levie * 1878

Papenhuder Straße 22 (Hamburg-Nord, Uhlenhorst)


HIER WOHNTE
JON LEVIE
JG. 1878
FLUCHT 1939 HOLLAND
INTERNIERT WESTERBORK
DEPORTIERT 1942
AUSCHWITZ
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Papenhuder Straße 22:
Hertha Levie

Jon Levie, geb. 10.9.1878, 1938 in die Niederlande emigriert und von dort am 21.9.1942 nach Auschwitz deportiert
Hertha Levie, geb. Goldschmidt, geb. 11.3.1892, 1938 in die Niederlande emigriert und von dort am 21.9.1942 nach Auschwitz deportiert

Papenhuder Straße 22

Über die Herkunft Jon Levies ist nur wenig bekannt. Der niederländisch-jüdische Staatsbürger wurde in Hamburg geboren. Seine Eltern waren der Cigarrenfabrikant Tanchum (Theodor) Levie und Hannah Levie, geb. Ricardo-Rocamora. Er hatte einen sechs Jahre jüngeren Bruder namens Iwan.

Seine spätere Frau Hertha wurde am 11. März 1903 als jüngstes von drei Kindern des Ehepaares Natan, genannt Louis, und Johanna Goldschmidt, geb. Mayer, geboren. Schwes­ter Irma wurde 1895, Hilde drei Jahre später geboren. Louis Goldschmidt betrieb in Krefeld ein Konfektionsgeschäft in der Hochstraße 128. Im Jahr 1904 zog Familie Goldschmidt nach Berlin und lebte dort im Stadtteil Schöneberg.

In Hamburg war Jon Levie zuerst selbstständig und arbeitete später als Vertreter für Roh­tabak. Wann und wo sich Hertha und Jon kennenlernten, ist unbekannt. Nach ihrer Hochzeit zogen sie Anfang der zwanziger Jahre in die Papenhuder Straße 22.

In den dreißiger Jahren zog das Ehepaar Levie in den Hofweg 45 und eröffnete dort in der 3. Etage die Pension "Holland". Aufgrund zunehmender Anfeindungen und der stärker werdenden Bedrohung durch die Nationalsozialisten entschloss sich das Ehepaar, in die Nie­der­lande zu gehen. Louis Goldschmidt half seiner Tochter und seinem Schwiegersohn bei den Vorbereitungen zur Auswanderung. Ein großer Teil der Möbel wurde an die Nachbarin, Margarethe Seifert, verkauft, die zum 1. Dezember 1938 auch die Pension übernahm.

Zu diesem Zeitpunkt lebte das Ehepaar Levie bereits in Amsterdam in der Pension "Otens", Singel 52. Deswegen regelte Louis Goldschmidt alle Anträge bei der Devisen- und der Ver­mö­gensverwertungsstelle. Die Möbel des Ehepaares lagerten im Januar 1939 noch immer bei der Speditionsfirma Carl Luppy im Eppendorfer Weg 155 und wurden erst im August in die Nie­derlande überführt. Außerdem verfügte das Ehepaar Levie noch über ein Vermögen von 1390 RM, welches auf einem Konto bei der Deutschen Bank ruhte. Louis Goldschmidt be­mühte sich verzweifelt, das Geld in die Niederlande zu schaffen, doch das Deutsche Reich behielt es ein.

1941 lebten Jon und Hertha in einem Mehrfamilienhaus in Amsterdam in der Vossius­stra­ße 14. Dort wurden sie 1942 verhaftet und ins niederländische Durch­gangs­lager Wester­bork ge­bracht. Am 21. Sep­tem­ber 1942 er­folgte die De­portation nach Ausch­­witz, wo sie umkamen.

Jon Levies Bruder Iwan wurde 1942 nach Auschwitz deportiert und kam dort ums Leben. Für
ihn ist ein Stolperstein in der Bis­marck­straße geplant. Louis Gold­schmidt beging nach dem Tod seiner Ehefrau am 31. Oktober 1942 in Berlin Selbstmord. Als ein­zige überlebte Irma Gold­schmidt den Holocaust.

© Carmen Smiatacz

Quellen: 1; 2; 4; 5; 8; StaHH 314-15, OFP, FVg 5514; StaHH 314-15, OFP, R 1940/674; ITS/ARCH/Durchgangslager Westerbork/5145028#1 (1.1.46.1/0005/0205); ITS/ARCH/Kartei Durchgangslager Westerbork/ 12768379#1 (1.2.4.2/LEGR-LEVIN-H/1912); Stadtarchiv Felsberg; Stadtarchiv Krefeld; http://www.joodsmonument.nl/person-481905-nl.html, Zugriff am 14.6.2009.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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