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Bereits verlegte Stolpersteine



Julius Löw * 1873

Neue ABC-Straße 3 (Hamburg-Mitte, Neustadt)


HIER WOHNTE
JULIUS LÖW
JG. 1873
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET

Julius Löw, geb. am 20.5.1873 in Biebrich, deportiert am 6.12.1941 nach Riga-Jungfernhof

Neue ABC-Straße 3

Julius Löw wurde am 20. Mai 1873 in Biebrich bei Mosbach in Wiesbaden am Rhein geboren. Ob er dort auch seine Kindheit und Jugend verbrachte, ist nicht bekannt. Seine Familie wohnte seit 1917 in der Bismarckstraße 106 im Hamburger Stadtteil Hoheluft. Offenbar begegnete Julius Löw seiner späteren Ehefrau Louise Hermine Hahn (geb. 31.3.1894), als er zur Untermiete in der Fruchtallee 26 bei Louises verwitweter Mutter Margaretha Mariane Louise Hahn wohnte.

Am 8. August 1925 heirateten sie. Zum Zeitpunkt der Eheschließung war Julius Löw bereits 52 Jahre alt und wohnte im Eppendorferweg 70 (heute Eppendorfer Weg). Louise Hahn war keine Jüdin und 21 Jahre jünger als er.

Julius Löw ließ standesamtlich neben seinem Familiennamen zusätzlich in Klammern den Namen Löb eintragen. Warum seine Eltern, der Kaufmann David/Dreier Löw (geb. 24.6.1845, gest. 10.2.1920) und Clara, geb. Herrmann (geb. 19.11.1848 in Nieder-Ingelheim, gest. 14.7.1926), bei der Geburt ihrer jüngeren Kinder den Familiennamen Löb angaben, ist unbekannt. Das Ehepaar hatte am 17. November 1869 in Biebrich geheiratet.

Julius hatte zwei Brüder: Sally Löb/Loeb (geb. 8.10.1879), der auch sein Trauzeuge war, wohnte zu diesem Zeitpunkt in der Lappenbergsallee 11 und arbeitete als Generalvertreter der Zigarettenfabrik "Diamant".

Sally hatte am 4. August 1914 in Berlin die Verkäuferin Anna Mossner (geb. 7.4.1890 in Berlin) geheiratet.

Der andere Bruder Meloin Löb (geb. 10.6.1878, gest. 10.11.1935), war ebenfalls Kaufmann. Er lebte später bei ihren ledigen Schwestern, Emilie (geb. 9.12.1874) und Elise Löb (geb. 3.8.1882), die nach dem Tod der Eltern eine Pension in der Schlankreye 36 betrieben.

Julius Löw war dann wieder in der Fruchtallee 26 gemeldet, 1931 im Jean-Pauls-Weg 31 im Stadtteil Winterhude. Seit 1935 wohnte das Ehepaar in der Neuen ABC-Straße 3. Julius Löw bestritt seinen Lebensunterhalt als selbstständiger Kaufmann durch Vermittlungen auf Provisionsbasis. Seine Ehefrau Louise arbeitete als Angestellte bei der Württembergischen Metallwarenfabrik (WMF), bis sie dort 1937 nach 16-jähriger Tätigkeit entlassen wurde. Ihr Verdienst hatte in den letzten Jahren wesentlich zum Lebensunterhalt beigetragen. Das kinderlose Ehepaar musste von Ersparnissen leben und verkaufte auch einen Teil des Besitzes. Im Sommer 1938 gerieten die Eheleute in Mietschulden und mussten Fürsorgeunterstützung beantragen. Die schwierige finanzielle Lage belastete auch das Eheleben. Louise Löw glaubte ihre "gute Stellung durch Intrigen, vielleicht auch, weil ihr Mann Jude sei" verloren zu haben. Der Verlust ihrer Arbeitsstelle belastete sie sehr und "der Weg nach der Wohlfahrtstelle" fiel ihr schwer. Das Zusammenleben wurde so unerträglich, wie Julius Löw einer Fürsorgemitarbeiterin berichtete, dass er sich gezwungen sah, die Scheidungsklage einzureichen. Am 30. September 1938 wurde die Ehe geschieden. Louise Löw nahm Ende 1940 ihren Geburtsnamen Hahn wieder an. Sie starb am 17. März 1943 in Lüneburg.

Nach der Trennung bewohnte Julius Löw zunächst ein Zimmer in der Borgeschstraße 17 und zog dann in den Valentinskamp 62 zu Familie Hamlet (s. dort). Es folgten verschiedene Adressen als Untermieter. Eine Zeitlang arbeitete er als Kassierer bei einem Juwelier, dann in einem Zigarrengeschäft und später als Bote. Einen Anspruch auf Rente hatte er nicht. Aufgrund seines Alters wurde Julius Löw von der Pflichtarbeit, die die meisten Fürsorgeempfänger zu leisten hatten, befreit.

Julius Löw wohnte zuletzt bei seinen Schwestern Emilie und Elise Löb, die in ein "Judenhaus" in der Heinrich-Barth-Straße 8 hatten umziehen müssen. Am 6. Dezember 1941 wurden sie gemeinsam nach Riga-Jungfernhof deportiert.

Der Bruder Sally Löb und seine Ehefrau Anna hatten zwei Söhne: Hans (geb. 22.5.1910 in Berlin) und Ralph (geb. 11.11.1919), die aus Deutschland emigrieren konnten. Ihre Eltern wurden am 8. November 1941 ins Getto Minsk deportiert. Ihre letzte Hamburger Adresse war die Heidestraße 27 in Hamburg-Eppendorf. Für Emilie und Elise Löb wurden Stolpersteine in der Schlankreye 36 verlegt.


Stand: Juli 2018
© Susanne Rosendahl

Quellen: 1; 4; StaH 332-5 Standesämter 2342 u 1273/1894; StaH 332-5 Standesämter 8062 u 87/1920; StaH 332-5 Standesämter 8801 u 345/1925; StaH 332-5 Standesämter 8088 u 251/1926; StaH 332-5 Standesämter 8131 u 504/1935; 332-5 Standesämter 5127 u 332/1949; StaH 351-14 Arbeits- und Sozialfürsorge 1507 (Löw, Julius); StaH 351-14 Arbeits- und Sozialfürsorge 1513 (Löb, Elise); StaH 351-14 Arbeits- und Sozialfürsorge 1512 (Löb, Emilie); StaH 351-11 AfW 4271 (Loeb, Sally); StaH 351-11 AfW 12222 (Loeb, Anna); StaH 522-1 Jüdische Gemeinde Nr. 992 e 2 Band 2; StaH 522-1 Jüdische Gemeinde Nr. 992 e 2 Band 3; diverse Hamburger Adressbücher; www.ancestry.de (Heiratsregister von David Löw und Clara Herrmann am 17.11.1869 in Biebrich, Seitennr. 69, Zugriff 5.1.2017).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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