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Bereits verlegte Stolpersteine



Otto Streit * 1880

Isestraße 49 (Eimsbüttel, Harvestehude)


HIER WOHNTE
OTTO STREIT
JG. 1880
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 6.4.1943

Weitere Stolpersteine in Isestraße 49:
Manfred Leipziger

Otto Streit, geb. 7.11.1880 in Hamburg, am 19.7.1942 deportiert nach Theresienstadt, Todesdatum 6.4.1943

Otto Streit gehörte seit 1923 der Jüdischen Gemeinde in Hamburg an. 1935 trat er mit der Begründung aus, er sei Dissident, d. h., er bekannte sich nicht länger zum jüdischen Glauben. Zu der Zeit war er schon seit drei Jahren von seiner nichtjüdischen Frau Martha, geb. Meckel, geschieden und lebte allein zur Untermiete, zunächst in der Langen Reihe, dann in der Isestraße bei Breslauer. Die "Mischehe" bot ihm also keinen Schutz mehr vor der Verfolgung der Nationalsozialisten, ebenso wenig wie die Tatsache, dass mindestens eine seiner beiden Töchter evangelisch getauft war.

Otto Streit besaß, zuletzt in der Ferdinandstraße, ein renommiertes Geschäft für Büromöbel und Büromaschinen, das seit 1911 ins Handelsregister eingetragen war. Auf der Grundlage dieses Einkommens lebte die Familie in bürgerlichen Verhältnissen, hatte eine komfortable Wohnung am Woldsenweg und konnte sich ein Dienstmädchen leisten. Die Töchter besuchten Privatschulen, alljährlich leistete man sich eine fünfwöchige Urlaubsreise.

Die ältere Tochter Irmgard war bei ihrem Vater auch nach der Scheidung der Eltern als Kontoristin angestellt. Im Wiedergutmachungsverfahren machten die Töchter nur ungenaue Angaben darüber, unter welchen Umständen die Firma aufgelöst wurde. Jedenfalls führte der wachsende politische und soziale Druck dazu, dass Otto Streit sein Geschäft noch vor der Pogromnacht 1938 aufgab und das Inventar in einer Auktion zu "Schleuderpreisen" versteigern ließ.

Am 20. Januar 1939 verzeichnete das Handelsregister: "Die Firma ist erloschen." Einen Monat zuvor hatte Otto Streit noch 2200 RM "Judenvermögensabgabe" geleistet. 1940 musste er eine Vermögenserklärung abgeben, aus der hervorgeht, dass er noch 5200 RM auf dem Konto und in Wertpapieren besaß. Wie viel er davon für sich verwenden durfte, geht aus der Akte nicht hervor.

Zum 8. November 1941 erhielt Otto Streit den Deportationsbefehl nach Minsk. Sein Name wurde aber in letzter Minute von der Liste gestrichen, vermutlich wegen der früheren "Mischehe". Ein halbes Jahr später musste er dann den Zug nach Theresienstadt besteigen, wo er am 6. April 1943 ums Leben kam.

Für seine Vermieterinnen, Jenny und Paula Breslauer, wurden Stolpersteine Jungfrauenthal 22 verlegt.

© Christa Fladhammer

Quellen: 1; StaH, 522-1 Jüd. Gemeinden, 992 e, 2 Bd.1 und Bd.2; StaH, 351-11, AfW 4864.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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