Namen, Orte und Biografien suchen


Bereits verlegte Stolpersteine



Ruth Wertheimer (geborene Cohen) * 1913

Rutschbahn 3 (Eimsbüttel, Rotherbaum)


HIER WOHNTE
RUTH WERTHEIMER
GEB. COHEN
JG. 1913
FLUCHT 1937 HOLLAND
DEPORTIERT 1943
AUSCHWITZ
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Rutschbahn 3:
Isaak Wertheimer, Marion Wertheimer, Heinz Wertheimer

Ruth Wertheimer, geb. Cohen, geb. am 1.1.1913 in Hamburg, aus den Niederlanden am 7.9.1943 nach Auschwitz deportiert, dort ermordet am 10.9.1943

Rutschbahn 3

Ruth wurde als Tochter von Jakob Cohen und seiner Frau Sarah Selma geboren. Beide verstarben bereits vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten: die Mutter im Frühjahr 1926, der Vater zwei Jahre später. Ruth war das dritte Kind des Paares.

Ihre älteren Geschwister Paula und Josef sowie die jüngeren Brüder Kurt, Eric Herbert und Alfred überlebten den Holocaust. Die Brüder emigrierten rechtzeitig nach Großbritannien, die Schwester heiratete einen Hamburger Kaufmann nichtjüdischer Abstammung und konnte so die Judenverfolgung überleben. Ihr fünf Jahre jüngerer Bruder Herbert jedoch wurde ein Opfer der Nationalsozialisten. Im Jahre 1938 wurde er im KZ Sachsenhausen inhaftiert und verstarb dort am 5. Dezember 1938 durch äußere Gewaltanwendung.

Zu Beginn der 1930er Jahre lernte Ruth ihren zukünftigen Ehemann Isaak (siehe derselbe) kennen und heiratete ihn am 12. August 1932. Daraufhin zog sie zu ihm in die kleine Wohnung in der Rutschbahn 3. Über die finanzielle Situation des jungen Paares zu der Zeit ist nichts Genaues bekannt. Man kann allerdings annehmen, dass es die beiden – auch durch die Geschäftsgründung des Ehemannes etwa eineinhalb Jahre zuvor – zumindest nicht leicht hatten. Isaak Wertheimer hatte am 1. September 1931 ein eigenes Fensterreinigungsgeschäft mit dem Namen "Blitz-Blank" eröffnet und scheint besonders zu Beginn einige Schwierigkeiten gehabt zu haben.

Genau ein Jahr nach der Heirat – am 12. August 1933 – brachte Ruth das erste Kind, die Tochter Marion (siehe dieselbe) zur Welt. Am 14. Februar 1935 bezog die junge Familie – in Erwartung des zweiten Kindes – eine größere Wohnung in der Bornstraße 26. Fünf Monate später wurde dann das zweite Kind, der Sohn Heinz-Emanuel (siehe derselbe), geboren.

Erneut ein Jahr später, am 2. Juli 1936, zog die Familie ein zweites und letztes Mal innerhalb Hamburgs um, erneut in eine größere Wohnung in der Rothenbaumchaussee 101/103.

Nachdem ihr Mann das Deutsche Reich bereits im November 1936 in Richtung der Niederlande verlassen hatte, folgte Ruth ihm Ende Februar 1937 mit den Kindern. Isaak hatte dort bereits für Wohnung und Arbeit gesorgt und nach anfänglichen Schwierigkeiten und mehreren Umzügen lebte die vierköpfige Familie schließlich ab November 1938 in der Nieuwe Prinsengracht 114 in Amsterdam.

Nach einigen mehr oder weniger unbehelligten Jahren in Amsterdam, spitzten sich die Verhältnisse mit dem Einmarsch der Wehrmacht auch in den Niederlanden zu. So wurde Ruth zusammen mit ihren Kindern am 27. Mai 1943 im KZ Westerbork inhaftiert. Die Verhaftung fand vermutlich im Rahmen einer Razzia statt, die am 25. und 26. Mai in Amsterdam durchgeführt wurde. Hierbei wurden ca. 3000 Juden verhaftet und im KZ inhaftiert.

Westerbork war ursprünglich ein Auffanglager für geflohene deutsche Juden gewesen. Nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten wurde es als Durchgangslager genutzt, von dem aus die niederländischen und ausländischen Juden nach kurzem Aufenthalt weiter nach Osten deportiert wurden. Die Lebensumstände waren hier – im Vergleich mit anderen Lagern – wohl erträglich, aber dennoch menschenunwürdig.

Ruth, Marion und Heinz-Emanuel verbrachte knappe zwei Monate in Westerbork und wurden am 17. Juli wieder entlassen. Die Freude über die zurückgewonnene Freiheit währte allerdings nur kurz. Eine Woche später wurde die ganze Familie – diesmal mit dem Vater – erneut nach Westerbork gebracht.

Von dort aus wurde Ruth gemeinsam mit ihrem Mann und den Kindern am 7. September 1943 nach Auschwitz deportiert. Der Transport erreichte das Vernichtungslager drei Tage später, wo sie gemeinsam mit ihren Kindern wahrscheinlich gleich nach der Ankunft, im Alter von 30 Jahren, ermordet wurde.

Ruth wurde, ebenso wie ihr Mann und ihre Kinder, nachträglich auf den 31. Dezember 1945 für tot erklärt.

Stand Oktober 2014

© Anna-Katharina Kresin

Quellen: StaHH, 351-11 Amt für Wiedergutmachung, 20789 Isak Wertheimer; StaHH, 522-1 Jüdische Gemeinden, 992b, Kultussteuerkartei der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburg, Kultussteuerkarte Isak Wertheimer; StaHH, 351-11 Amt für Wiedergutmachung, 38501 Ruth Wertheimer; www.bundesarchiv.de/gedenkbuch (Zugriff 29.07.2014); Stadsarchief Amsterdam, A64-24 Wertheimer, Isak; www.annefrank.org/de/Subsites/Zeitleiste (Zugriff 29.07.2014); Gutman, Israel (Hg.): Enzyklopädie des Holocaust. Band 3: Q–Z. München 1998.

druckansicht  / Seitenanfang