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Anton Saefkow während seiner Haft in Bremen, 1934
Anton Saefkow während seiner Haft in Bremen, 1934
© StaH

Anton Emil Hermann Saefkow * 1903

Fuhlentwiete 10 (Hamburg-Mitte, Neustadt)


HIER WOHNTE
ANTON EMIL
HERMANN SAEFKOW
JG. 1903
VERHAFTET 1933
BREMEN-OSLEBSHAUSEN
DACHAU
ZUCHTHAUS BRANDENBURG
HINGERICHTET 18.9.1944
BRANDENBURG-GÖRDEN

Anton Emil Hermann Saefkow, geb. am 22.7.1903 in Berlin, inhaftiert 1933–1939, 1944, hingerichtet am 18.9.1944 in Brandenburg-Görden

Fuhlentwiete vor dem Geländer der Hausnummer 10 (Fuhlentwiete 28)

Anton Saefkow stammte aus einer Berliner Arbeiterfamilie. Sein Vater Anton Carl Robert war Schneider und kam aus Mechow in Mecklenburg Strelitz, wo er am 14. März 1871 geboren worden war. Seine Mutter Fanny, geb. Ludwig, später in zweiter Ehe verheiratete Weise, hatte als Wäscherin gearbeitet. Sie war am 5. Dezember 1875 in Ohrdruf südlich von Gotha geboren worden. Die Eltern hatten am 13. Oktober 1897 in Weimar geheiratet und sich 1930 scheiden lassen. In der Familie gab es noch die fünf Jahre ältere Schwester Leonore (geb. 4.10.1898) (später verheiratete Löffler).

Anton Saefkow besuchte die Volksschule in Berlin bis zur Oberklasse und absolvierte im Anschluss eine Lehre als Maschinenschlosser bei der Metall Firma Stumpf & Co. Noch während seiner Ausbildung trat er als 15-Jähriger in die Freie Sozialistische Jugend ein. 1924 wurde er Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD).

1926, in der Zeit der Wirtschaftskrise, wurde er als Schlosser entlassen und schlug sich u.a. als Bote und Zeitungsfahrer durch. Bis 1927 war er im Zentralkomitee des Kommunistischen Jugendverbandes (KJVD) für die Bezirksleitung Berlin Brandenburg aktiv. Nach dem Besuch einer Parteischule in Burg Hohnstein in Sachsen wurde Anton Saefkow Volontär, später Parteisekretär und war verantwortlich für die wirtschaftliche und gewerkschaftliche Arbeit. 1928 ging er für ein Jahr nach Dresden, wo er die Gewerkschaftsabteilung der KPD für den Bezirk Ost-Sachsen leitete. In dieser Funktion kam er im April 1929 nach Essen. Nach der Gründung der Revolutionären Gewerkschaftsopposition (RGO) übernahm er deren Leitung im Ruhrgebiet.

Im Juli 1932 wurde Anton Saefkow nach Hamburg versetzt. Als Organisationsleiter sollte er seine Erfahrungen auf dem Gebiet der Betriebs-, Gewerkschafts- und Erwerbslosenarbeit an die Parteiorganisation der KPD Bezirk Wasserkante weitergeben.

Anton Saefkow wohnte im Jean-Paul-Weg 5 in Winterhude, als er am 8. Dezember 1932 die 22-jährige Theodora/Thea Brey heiratete. Sie stammte aus einer Gelsenkirchener Bergarbeiterfamilie und hatte eine kaufmännische Ausbildung absolviert. Als junges Mädchen war sie dem KJVD beigetreten und seit 1930 KPD-Mitglied. Auch sie hatte für die Bezirksleitung der RGO im Ruhrgebiet gearbeitet. Vermutlich hatten sich die beiden während ihrer Tätigkeit dort kennengelernt.

Am 16. April 1933, am Ostersonntag, wurden Anton und Thea Saefkow verhaftet. Am selben Tag erfolgte auch die Festnahme des bekannten Hamburger KPD-Funktionärs Fiete (Fritz) Schulze (geb. 22.10.1894 in Schiffbek, s. Stolpersteine in Hamburg Billstedt-Horn-Borgfelde). Mit ihm und anderen hatte Anton Saefkow die KPD nach deren Verbot in der Illegalität geleitet (s. Fiete Lux).

Bei den Verhören im Stadthaus, dem Sitz der Hamburger Staatspolizei (später Gestapo), wurde Anton Saefkow so schwer misshandelt, dass für ihn akute Lebensgefahr bestand. Darüber berichtete die in Basel erscheinende "Rundschau über Politik, Wirtschaft und Arbeiterbewegung" in Herbst 1933.

Am 23. Oktober 1934 verurteilte ihn das Hanseatische Oberlandesgericht wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" als führenden Funktionär der KPD und wegen seiner Beteiligung am Aufbau und Fortbestand der Partei im Untergrund zu zwei Jahren Zuchthaus. Anton Saefkow wurde nach Bremen-Oslebshausen überführt. Am 8. Februar 1935 wurde er nach Hamburg verlegt, um im Prozess gegen Fiete Schulze, von der NS-Justiz zum geistigen Urheber aller Aktionen der Hamburger Kommunisten und der Arbeiterschaft stilisiert, auszusagen. Anton Saefkow versuchte, ihn als "Zeuge" im Prozess zu entlasten.

Nach dem Ende seiner Haftzeit am 23. Mai 1936 blieb Anton Saefkow in "Schutzhaft". Er wurde zunächst ins Polizeigefängnis Fuhlsbüttel überstellt und von dort zur "Umschulung" in das KZ Dachau überführt. Am 10. Dezember erfolgte eine Rückverlegung nach Hamburg. Bereits vier Tage später kam er erneut in Untersuchungshaft.

In einer zweiten Verhandlung am 28. Juni 1938 verurteilte ihn das Hanseatische Oberlandesgericht zu einer weiteren 2½-jährigen Zuchthausstrafe wegen kommunistischer Zellenbildung und fortgesetzter Propaganda; ihm wurde u.a. vorgeworfen, mit anderen politischen Häftlingen eine Gedenkfeier für den am 6. Juni 1935 hingerichteten Fiete Schulze abgehalten zu haben.

Noch während seiner Haftzeit ließen sich Anton und Thea Saefkow am 13. Januar 1939 scheiden. Thea war nicht verurteilt, sondern wieder entlassen worden und emigrierte später über Prag und die Sowjetunion nach Frankreich. In Paris wurde sie zusammen mit ihrer Freundin, der Widerstandskämpferin Irene Wosikowski (geb. 9.2.1910 in Danzig, hingerichtet in Berlin-Plötzensee am 27.10.1944), festgenommen und im Internierungslager Gurs inhaftiert, von wo sie 1940 fliehen konnte.

Anton Saefkow wurde am 28. Juni 1939 mit einem Aufenthaltsverbot für Hamburg entlassen und ging zurück nach Berlin. In Potsdam arbeitete er bei einer Autovermietung und heiratete am 9. August 1941 in Berlin-Pankow in zweiter Ehe Aenne Thiebes, 1902 in Düsseldorf geboren. Sie war schon 1920 in die KPD eingetreten und brachte die 14-jährige Edith mit in die Ehe. Die gemeinsame Tochter Bärbel kam 1942 zur Welt. Bis zu seiner späteren Verhaftung lebte das Ehepaar Saefkow in Hohen Neuendorf. Dort hatten sie sich ein Sommerhaus gebaut und setzten ihre illegale Arbeit fort, denn in Berlin war Anton Saefkow wieder politisch aktiv geworden und baute während des Krieges eine der größten Widerstandsgruppen auf, zunächst mit Franz Jacob (s. dort), der nach der Zerschlagung der als Bästlein-Jacob-Abshagen-Gruppe bekannt gewordenen Widerstandsorganisation aus Hamburg geflüchtet war. Anton Saefkow hatte ihm in Berlin zunächst illegale Unterkünfte besorgt. Beide kannten sich nicht nur als Funktionäre aus ihrer Hamburger Zeit, Franz Jacob war auch Antons Trauzeuge gewesen, als er in erster Ehe Thea Brey geheiratet hatte. Ihre gemeinsame politische Arbeit konzentrierte sich nun darauf, den Krieg und den Nationalsozialismus so schnell wie möglich zu beenden und eine Basis für die Bewegung "Nationalkomitee Freies Deutschland" (NKFD) zu schaffen, das im Juni 1943 auf Initiative von deutschen kommunistischen Emigranten und Kriegsgefangenen in der Sowjetunion gegründet worden war. Als Bernhard Bästlein (s. dort) nach seiner Flucht am 29. Januar 1944 während eines britischen Luftangriffes aus der Haftanstalt Plötzensee zu ihnen stieß und in die Berliner Leitung aufgenommen wurde, war der sogenannte führende "Dreierkopf" der Saefkow-Jacob-Bästlein-Organisation komplett. Ihre Kontakte zu anderen Widerstandsgruppen gingen weit über Berlins Grenzen hinaus und umfassten ca. 400–500 Personen nicht nur in Berlin und in Hamburg, sondern auch im Rhein-Ruhr-Gebiet und in anderen Städten.

Am 22. Juni 1944 fand ein Treffen mit den führenden Sozialdemokraten Julius Leber (geb. 16.11.1891 in Biesheim/Elsaß) und Adolf Reichwein (geb. 3.10.1898 in Ems), statt, die zum Kreis der Verschwörer um Claus Schenk von Stauffenberg (geb. 15.11.1907 in Jettingen, 1944 erschossen), gehörten. Ein geplantes zweites Treffen kam nicht mehr zustande. Durch einen Spitzel verraten, wurden Anton Saefkow, Franz Jacob und Adolf Reichwein am 4. Juli 1944 verhaftet, tags darauf auch Julius Leber.

Am 5. September 1944 verurteilte der Volksgerichtshof in Berlin Anton Saefkow zusammen mit Franz Jacob und Bernhard Bästlein, der bereits am 30. Mai 1944 festgenommen worden war, wegen Hochverrats zum Tode. Am 18. September 1944 wurden sie in Brandenburg-Görden enthauptet. Adolf Reichwein und Julius Leber wurden am 20. Oktober in einem Schauprozess des Volksgerichtshofes zum Tode verurteilt und in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Antons Ehefrau Aenne Saefkow, die ebenfalls am 5. Juli 1944 verhaftet worden war, kam ohne Verurteilung in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück. Am 1. Mai 1945 wurde sie von der Roten Armee auf einem Evakuierungsmarsch befreit. Nach dem Krieg engagierte sie sich als Stadträtin, später als Bürgermeisterin von Pankow und Prenzlauer Berg. Sie gehörte zu den ersten Initiatorinnen für die Gründung einer Gedenkstätte in Ravensbrück. Aenne Saefkow starb am 4. August 1962 in Ost-Berlin.

In Berlin kam es unlängst zu Ehrungen des Widerstandskämpfers, die Anton-Saefkow-Straße und der Anton-Saefkow-Platz wurde nach ihm benannt. In Brandenburg erinnert die Anton-Saefkow-Allee.


Stand: August 2018
© Susanne Rosendahl

Quellen: StaH 242-1 II Gefängnisverwaltung II Abl. 10, St. 298; StaH 242-1 II Gefängnisverwaltung II 4058; StaH 332-5 Standesämter 13908 u 792/1932; Hochmuth: Niemand, S. 78-79, S. 147; Weber/Herbst: Kommunisten, S. 641; Hochmuth: Fiete Schulz, S. 15 u. 40; Meyer: Nacht, S. 22, S. 88, S. 94; Auskünfte von Bärbel Schindler-Saefkow, 2009 und 2015; www.ancestry.de (Geburtsurkunde von Leonore Saefkow am 4.10.1898 in Berlin, Zugriff 12.7.2016); www.ancestry.de (Heiratsurkunde von Anton Karl Robert Saefkow und Fanny Ludwig am 30.10.1897 in Weimar, Zugriff 12.7.2016).

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