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Malwine Steiner (geborene Weisinger) * 1889

Hütten 87 (vormals Nr. 92) (Hamburg-Mitte, Neustadt)


HIER WOHNTE
MALWINE STEINER
GEB. WEISINGER
JG. 1889
DEPORTIERT 1941
ERMORDET IN
LODZ

Malwine Amalie Steiner, geb. Weisinger, geb. am 3.10.1888 in Busowisko, deportiert am 25.10.1941 nach Lodz

Hütten 87 (Hütten 92)

Malwine Amalie Steiner wurde Mala genannt. Ihre Eltern Sindel Weisinger und Hena, geb. Heimer, lebten bei der Geburt ihrer Tochter in Busowisko, im früheren Kronland der Habsburger Monarchie Galizien. Das Ehepaar hatte mindestens noch drei weitere Kinder. Über Malwines Kindheit und Jugendzeit ist uns nichts bekannt. Wo und wann sie und der Kaufmann Jakob Steiner heirateten, wissen wir ebenfalls nicht. Malwines ältere Schwester Schifra Weisinger (geb. 18.6.1883) hatte am 21. Oktober 1908 in Hamburg den Geschäftsreisenden Emil Wechsler (geb. 26.3.1884) geheiratet.

Jakob Steiner stammte ebenfalls aus Galizien, genauer aus der Kleinstadt Ulanow, wo er am 28. Dezember 1887 geboren worden war. Am 15. April 1913 hatte Jakob in Hamburg im Schaarsteinweg 3, im Parterre "Steiner’s Seifen & Parfümeriegeschäft" eröffnet, eine Wohnung bezogen die Eheleute im ersten Stock. Anfang der 1920er Jahre erfolgte ein Umzug in den Schaarsteinweg 1, Ecke Stubbenhuk und fünf Jahre später in die Straße Vorsetzen 41. Das Geschäft entwickelte sich im Laufe der Jahre recht gut, Jacob Steiner konnte eine Verkäuferin einstellen und zwei Vertreter arbeiteten auf Kommissionsbasis für ihn, nachdem er 1929/1930 den Einzelverkauf durch die Belieferung der Hapag-Dampfschiffe erweitern konnte. Die Geschäftsräume wurden modernisiert, die Privatwohnung wurde 1934 in die Straße Hütten 92 in die dritte Etage verlegt.

Die älteste Tochter Rita war am 28. Mai 1914 zur Welt gekommen, ihre Schwester Sascha Judith folgte elf Jahre später, am 25. Dezember 1925. Beiden Schwestern gelang später die Flucht aus Deutschland. Sascha wurde, noch nicht ganz 13 Jahre alt, Ende 1938 mit einem Kindertransport nach England in Sicherheit gebracht. Rita konnte 1933 noch am städtischen Oberlyzeum in Altona ihre Schulzeit beenden. Ein Studium blieb ihr als Jüdin aber verwehrt. Sie nahm eine Tätigkeit als Kontoristin in der Firma von Simon Tannenbaum auf, einem Vertrieb für kosmetische Präparate. 1936 gab sie die Stelle auf, um im Geschäft ihres Vaters zu helfen und die Geschäftsleitung zu übernehmen. Am 7. Juli 1938 heiratete sie in Hamburg den Heidelberger Kaufmann Julius Sander (geb. 20.6.1908) und folgte ihm Ende Februar 1939 in die USA.

Malwine Steiner war nach der Abreise ihrer Töchter auf sich allein gestellt, denn ihr Ehemann war am 9. März 1938 im Israelitischen Krankenhaus verstorben. Im Herbst 1938 hatte sie für die Parfümerie, deren Umsatz rückläufig war, einen potenziellen Käufer gefunden, doch zum Verkaufsabschluss kam es nicht mehr. Ende November beschlagnahmte die Gestapo, unter dem Vorwand, Malwine Steiner verkaufe Waren unter dem Marktpreis, alle Geschäftsunterlagen und das noch vorhandene Warenlager. Die Parfümerie wurde geschlossen und im Juni 1939 eröffnete ein Treuhänder das Konkursverfahren.

Malwine Steiner gab ihren Haushalt auf und lebte zur Untermiete in der Parkallee 7 bei einem "Fräulein S. Baruch". Im April 1940 war sie in der Straße Rutschbahn 39 gemeldet. Zuletzt wohnte sie bei dem jüdischen Ehepaar Ottenheimer Beim Schlump 3. Am 25. Oktober 1941 wurde Malwine Steiner ins Getto "Litzmannstadt" nach Lodz deportiert, ihr weiteres Schicksal ist unbekannt.

Ihre Vermieter Michael (geb. 7.5.1878) und Martha Ottenheimer, geb. Rosenstein (geb. 25.11. 1888), mussten sich am 8. November 1941 auf einen Transport nach Minsk begeben.


Stand: August 2018
© Susanne Rosendahl

Quellen: 1; 4; StaH 351-11 AfW 9793 (Kaufmann, Sascha); StaH 351-11 AfW 11271 (Steiner, Malwine); StaH 351-11 AfW 33841 (Sander, Julius); StaH 332-5 Standesämter 8661 u 753/1908; StaH 332-5 Standesämter 1088 u 91/1938; StaH 351-14 Arbeits- und Sozialfürsorge 1932 (Steiner, Mala); StaH 314-15 OFP, R 1939/134; StaH 522-1 Jüdische Gemeinde Nr. 992 e 2 Band 1; http://search.geshergalicia.org (Zugriff 12.10.2016).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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