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Margot Schafheimer (geborene Kayser) * 1910

Hallerstraße 1 (Eimsbüttel, Harvestehude)


HIER WOHNTE
MARGOT SCHAFHEIMER
GEB. KAYSER
JG. 1910
FLUCHT 1939
HOLLAND
INTERNIERT WESTERBORK
DEPORTIERT 1942
AUSCHWITZ
ERMORDET 17.7.1942

Margot Schafheimer, geb. Kayser, geb. am 2.1.1910 in Hohensalza (Inowroclaw), deportiert am 15.7.1942 von Westerbork nach Auschwitz, ermordet

Hallerstraße 1

Margot Schafheimers Geburtsort in der preußischen Provinz Posen trug den Namen Hohensalza erst seit 1904, als die Stadt Inowroclaw im Rahmen der Germanisierung polnischer Ortsnamen umbenannt wurde. Ihr Vater, der am 3.8.1857 in Inowroclaw geborene Kaufmann Samuel genannt Sally Kayser, übersiedelte im November 1919 mit seiner Ehefrau Therese, geb. Mensor, geb. 8.2.1870 in Kaspral, und seinen drei in Hohensalza geborenen Töchtern nach Hamburg. Edith, die am 13.2.1904 geborene älteste Tochter, Irma, geboren am 17.1.1906, und Margot, die Jüngste, wurden Ende 1919 in die private Realschule für Mädchen von Dr. Jacob Loewenberg eingeschult. Während ihre Schwestern den Schulbesuch mit der Obersekundareife abschlossen, musste Margot Dr. Loewenbergs Schule aufgrund einer Erkrankung im Sommer 1925 verlassen.

Ende 1935 bezog die Familie eine Wohnung im ersten Stock des Hauses Hallerstraße 1. Nach dem Tod des Vaters am 30. September 1937 war Margots Mutter ganz auf die Unterstützung ihrer Töchter angewiesen. Margot war zunächst als kaufmännische Angestellte und Haushälterin tätig. Im November 1934 erhielt sie einen Gewerbeschein als "Inhaberin eines kaufmännischen Geschäftes und Fabrikation, Herstellung von chemischen Präparaten für technische Zwecke". Die Betriebsstätte befand sich in der elterlichen Wohnung in der Bogenstraße 11a und warf nur sehr geringe Erträge ab.

In einem "Fragebogen für Auswanderer" beschrieb Margot 1938 ihre Erwerbstätigkeit: "Ca. 1 Jahr (1934–35) versuchsweise selbständig gewesen (chemisch-technische Artikel), jedoch wegen Erfolglosigkeit wieder aufgegeben und seitdem wieder Angestellte."

Als Emigrationsziel nannte Margot der Devisenstelle Hamburg im September 1938 die USA. Das Vorhaben scheiterte. Ende Februar 1939 unternahm sie mit ihrer Schwester Edith einen weiteren Versuch und beschrieb der Devisenstelle ihre Notlage: "In der Anlage erlauben wir uns, Ihnen je 1 Liste in 3-facher Ausfertigung über das von uns mitzunehmende Umzugsgut zu überreichen. Wir möchten gleichzeitig die höfliche Bitte an Sie richten, unsere Anträge mit größter Beschleunigung bearbeiten zu wollen, da es sich darum handelt, dass wir Anstellungen in Holland erhalten sollen, die uns jedoch nur kurze Zeit offengehalten werden können. Leider war es uns auch unmöglich, die Anträge eher einzureichen, da uns die Einreisegenehmigungen für Holland, die im Übrigen kurz befristet sind, erst vor einigen Tagen zugingen." Im März 1939 gelang ihnen die Emigration nach Amsterdam. Ihre Schwester Irma verließ Hamburg Anfang August 1939 mit dem Ziel London. Ihrer 69-jährigen Mutter Therese Kayser, geb. Mensor, war es nicht möglich, zu den Töchtern zu flüchten. Im Mai 1939 beantragte sie die Genehmigung der Devisenstelle zur Emigration nach Angola und meldete sich im Sommer 1939 dorthin ab.

In den Niederlanden wurde Margot mit Julius Schafheimer getraut. Der am 17.2.1902 in Lohrhaupten geborene Kaufmann war 1937 aus Borken im Münsterland nach Winterswijk emigriert und lebte später in Amsterdam. 1938 bemühte er sich vergeblich um ein Einreisevisum für die USA; erfolglos blieben auch seine 1940/1941 gestellten Anträge zur Ausreise nach Kuba und Ecuador. Zusammen mit ihm wurde Margot Schafheimer am 15. Juli 1942 aus dem KZ-Sammellager Westerbork nach Auschwitz deportiert. Margots Ehemann wurde dort am 9. August 1942 ermordet. Der Tag, an dem sie selbst in Auschwitz umgebracht wurde, ist nicht dokumentiert.

Stand: September 2016
© Jürgen Sielemann

Quellen: StaH, 522-1 Jüdische Gemeinden, 992 b; StaH, 314-15 Oberfinanzpräsident, 7062, 7063, 7531; StaH, 332-5 Standesämter, 167, 1937 Nr. 1664; 361-2 II Oberschulbehörde II, Abl. 2007/1, 341 und 441; Peter Lande, United States Holocaust Memorial Museum, Washington; Internetquellen: http://www.joodsmonument.nl/search?q_mm=Schafheimer; http://www.borken.de/uk/town-life/culture-and-education/town-museum/ausstellungen/grensgevallen/zu-dieser-ausstellung.html; http://www.werkgroeplvdo.com/whzag/persoon/310/

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