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Heinz Patjens * 1920

Kattrepel 10 (Hamburg-Mitte, Hamburg-Altstadt)


HIER WOHNTE
HEINZ PATJENS
JG. 1920
EINGEWIESEN 1924
ALSTERDORFER ANSTALTEN
1941 HEILANSTALT
LANGENHORN
"VERLEGT" 1941
GAU-HEILANSTALT TIEGENHOF
ERMORDET 9.12.1941

Heinz Fritz Peter Patjens, geb. am 15.11.1920, eingewiesen am 11.6.1924 in die damaligen Alsterdorfer Anstalten, verlegt im November 1941 aus der Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn in die "Gauheilanstalt" Tiegenhof bei Gnesen, ermordet am 9.12.1941

Kattrepel 10

Heinz Patjens war am 15. November 1920 vermutlich in Hamburg geboren worden. Sein Vater Peter Heinrich Patjens fuhr zur See. Die Mutter Anna Patjens, geb. Beckmann, hatte Heinz als zweiten von insgesamt drei Söhnen zur Welt gebracht. Ein weiteres Kind, Mariechen Erna Johanna (geb. 27.11.1921) verstarb im Alter von sechs Monaten an einer Lungenentzündung. Die Familie lebte in der Hamburger Altstadt, in der dritten Etage am Kattrepel 10.

Als Heinz drei Jahre alt war, wurde er am 11. Juni 1924 mit der Diagnose "Idiotie und Epilepsie" in die damaligen Alsterdorfer Anstalten (heute Evangelische Stiftung Alsterdorf) eingewiesen. Dort verbrachte er siebzehn Jahre seines Lebens, bis er am 28. Juli 1941 angeblich zur Entlastung der Alsterdorfer Anstalten in die Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn verlegt wurde. Auch für Heinz hatte die Anstaltsleitung zuvor einen Meldebogen ausgefüllt und an die Berliner T4-Zentrale in die Tiergartenstraße 4 geschickt, wo "Gutachter" darüber entschieden, wer für einen Abtransport in eine der Tötungsanstalten im Rahmen der "Euthanasie" infrage kam. Die meisten der hiervon betroffenen Patientinnen und Patienten befanden sich, wie Heinz, schon seit Jahren in den verschiedenen Heil- und Pflegeanstalten (s. Ella Lüders u. Karl Jonny Westphal).

Auskunft über Heinz Patjens gibt nur eine sogenannte Erbkarteikarte mit abwertenden negativen Eintragungen, die dann ausschlaggebend für das Ausfüllen des Meldebogens waren. Zwar bekam Heinz inzwischen keine epileptischen Anfälle mehr, jedoch wurde er als "bettlägeriger Idiot" bezeichnet, der "pflegerisch große Schwierigkeiten machte". Hoher Pflegeaufwand und mangelnde Arbeitsleistungen waren Gründe, ihn in die reichsweite "Aktion-T4" einzubeziehen. Im November 1941 wurde Heinz mit einem von drei Sammeltransporten in die "Gauheilanstalt" Tiegenhof bei Gnesen (heute Gniezno) verlegt, seine Krankenakte wurde wahrscheinlich mitgegeben.

In der ursprünglich 1894 gegründeten Psychiatrischen Anstalt Dziekanka im besetzten Polen wurden, nach der Ermordung der polnischen Anstaltsinsassen in Gaswagen, nun Patientinnen und Patienten aus dem "Altreich" durch Hungerrationen und überdosierte Medikamente ermordet. Heinz Patjens fand bereits am 9. Dezember 1941 mit 21 Jahren im Tiegenhof den Tod.

Stand: September 2018
© Susanne Rosendahl

Quellen: StaH 332-5 Standesämter 850 u 897/1922; Archiv Evangelische Stiftung Alsterdorf, Erbgesundheitskarte Heinz Patjens; Wunder: Abtransporte, S. 181–187; Rönn: Langenhorn, S. 70f.

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