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Karl Jonny Westphal * 1921

Rothesoodstraße ggü. Nr. 8 (vormals Nr. 21) (Hamburg-Mitte, Neustadt)


HIER WOHNTE
KARL JONNY WESTPHAL
JG. 1921
EINGEWIESEN 1924
ALSTERDORFER ANSTALTEN
"VERLEGT" 1941
GAU-HEILANSTALT
TIEGENHOF
ERMORDET 12.2.1942

Karl Jonny Westphal, geb. am 18.4.1921 in Hamburg, eingewiesen am 3.7.1924 in die damaligen Alsterdorfer Anstalten, verlegt im November 1941 in die "Gauheilanstalt" Tiegenhof bei Gnesen, Tod am 12.2.1942

Rothesoodstraße rechts neben der Hausnummer 1 (Rothesoodstraße 21)

Karl Jonny Westphal war 20 Jahre alt, als er wegen seiner geistigen Behinderung ermordet wurde. Geboren worden war er am 18. April 1921 als uneheliches Kind in Hamburg. Die Namen seiner Eltern sind nicht überliefert. Sein Vater soll Maler und Gelegenheitsarbeiter gewesen sein. Die Mutter war später in dritter Ehe verheiratet.

Am 3. Juli 1924, im Alter von drei Jahren, war Karl in die ehemaligen Alsterdorfer Anstalten (heute Evangelische Stiftung Alsterdorf) eingewiesen worden. Erst aus der später über ihn angelegten "Erbkarteikarte" entnimmt man die Diagnose "Idiotie", und dass der mittlerweile 20-jährige "unheilbar Kranke" dem Anstaltspersonal große pflegerische Schwierigkeiten bereitete. Diese negative Beurteilung war wahrscheinlich ausschlaggebend für das Ausfüllen des Meldebogens an die "T4-Zentrale", benannt nach dem Sitz der Berliner Behörde in der Tiergartenstraße 4. Dort entschieden "Gutachter", auf Grundlage der Meldebögen, wer in eine der Tötungsanstalten abtransportiert werden sollte. Die meisten Betroffenen hatten wie Karl Westphal viele Jahre in Anstalten verbracht (s. Ella Lüders u. Heinz Patjens).

Am 28. Juli 1941 veranlasste die Zentrale im Rahmen der "Euthanasie-Aktion T4" seine Verlegung in die Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn, offiziell zur "Entlastung" der Alsterdorfer Anstalten. Die "Gemeinnützige Krankentransport GmbH" (Gekrat), holte mit ihren verhängten Bussen die Anstaltsinsassen ab und brachte sie in die jeweiligen Zwischen- oder Tötungsanstalten.

Im November 1941 kam Karl Westphal mit einem von drei Sammeltransporten in die "Gauheilanstalt" Tiegenhof bei Gnesen im Warthegau. Diese ursprüngliche Psychiatrische Anstalt Dziekanka war 1894 gegründet worden und lag im Gebiet des von der Wehrmacht besetzten Polens. Dort gingen die Tötungen auch nach der offiziellen Einstellung der "Aktion-T4" im August 1941 weiter. Größtenteils erfolgten sie durch die Verabreichung überdosierter Medikamente, in extra dafür eingerichteten Tötungszimmern. Aber auch durch Hungerkost und pflegerische Vernachlässigung.

Karl Westphal starb am 12. Februar 1942 im Tiegenhof.


Stand: August 2018
© Susanne Rosendahl

Quellen: Archiv der Evangelischen Stiftung Alsterdorf, Erbgesundheitskarte des Patienten Karl Jonny Westphal; Wunder: Abtransporte, in Wunder/Genkel/Jenner: schiefen Ebene, S. 181; Rönn: Langenhorn im Krieg, in: Böhme/Lohalm (Hrsg.): Wege in den Tod, S. 75.

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