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Bereits verlegte Stolpersteine



Olga Schindler (geborene Cohen) * 1886

Leinpfad 30 (Hamburg-Nord, Winterhude)


HIER WOHNTE
OLGA SCHINDLER
GEB. COHEN
JG. 1886
DEPORTIERT 1941
ERMORDET IN
LODZ / LITZMANNSTADT

Olga Schindler, geb. Cohen, geb. 5.10.1886 in Hamburg, deportiert am 25.10.1941 nach Lodz, im Mai 1942 in Chelmno ermordet

Leinpfad 30

Der Neffe Olga Schindlers, John David Phillip, wünscht sich den Stolperstein für seine Tante am Leinpfad, weil er sich aus seiner Kindheit erinnert, dass sie "auf der anderen Seite der Alster" wohnte. Seine Adresse in Hamburg, bevor er als zwölfjähriger Junge nach England kam, lautete Lehnhartzstraße in Eppendorf.

Olga Schindler, Tochter des Adolf Leopold Cohen und seiner Frau Alma, geborene Rothschild, wurde 1886 in Hamburg geboren. 1909 heiratete sie den nichtjüdischen Kaufmann Bruno Schindler. Er war Prokurist, später Mitinhaber der Mineralwasserfabrik J.G.Wright in der Bartelsstraße 65. Die Firma gehörte Max Selenkiewicz, der mit Rosa Rothschild, der Schwester von Olga Schindlers Mutter. Olga und Bruno Schindler hatten einen Sohn, der jedoch früh verstarb. Es gab keine Nachkommen. So wissen wir nur wenig über Olgas Lebensweg.
Ihr Ehemann starb im April 1930. Seit 1927 hatte die Familie in der Brahmsallee gewohnt. Olga Schindler übernahm den Anteil ihres Mannes an der Firma und zog an den Leinpfad 30. 1933 wurde die Firma, bis dahin eine Offene Handelsgesellschaft, aufgelöst und ging in den Besitz eines jüdischen Eigentümers über. 1937 wechselte sie noch einmal den Besitzer. 1938 wurde sie "arisiert" und bestand unter dem alten Namen J.G.Wright auch nach dem Zweiten Weltkrieg weiter.
Über die genauen Umstände von Olga Schindlers Ausscheiden aus der Firma konnten wir keine Einzelheiten in Erfahrung bringen. Es sieht aber so aus, als ob sie ab 1933 ohne nennenswertes eigenes Einkommen leben musste. Seit 1933 wohnte sie in der Lenhartzstraße 15. Bald danach setzte für sie eine Odyssee durch verschiedene Unterkünfte in Hamburg ein: Sie wechselte ihre Adresse häufig und lebte in "Halbpension". Ihr Vermögen bestand aus 11 000 RM, das Finanzamt verhängte 1939 keine "Sicherheitsanordnung". Sie konnte also weiter über diese Summe für ihren Lebensunterhalt verfügen.1941 besaß sie noch 3 349 RM. Zu dieser Zeit bekam sie von ihrer Schwester Martha, die in Bamberg lebte, monatlich 100 RM als Unterstützung.

Am 25. Oktober 1941 erhielt ihre Schwester Sophie Philip (siehe dieselbe) den Befehl zur Deportation nach Lodz. Olga Schindler erhielt keinen Deportationsbefehl. Sie meldete sich aber freiwillig, um mit ihrer Schwester zu gehen. Sie wurde wie ihre Schwester im Mai 1942 von Lodz nach Chelmno deportiert und dort ermordet.

© Christa Fladhammer

Quellen: 1; 2; StAH 332-5/ 8662; StAH 231–7/ A1 Bd..20; Auskunft per e-mail und Telefon von John David Phillip 2013/2014.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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