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Bereits verlegte Stolpersteine



Curt Salomon * 1905

Marktstraße 44 (Hamburg-Mitte, St. Pauli)


HIER WOHNTE
CURT SALOMON
JG. 1905
FLUCHT 1933
HOLLAND
DEPORTIERT 1941
ERMORDET IN
MINSK

Weitere Stolpersteine in Marktstraße 44:
Brigitte Salomon, Hans-Joachim Salomon, Rosa Salomon

Curt (Kurt) Salomon, geb. 13.6.1905 in Hamburg, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk, Todesdatum unbekannt
Rosa Salomon, geb. Urbach, geb. 22. (24.) 12.1902 in Chrzanow, deportiert am 18.11.1941 nach Minsk, Todesdatum unbekannt
Brigitte Johanna Salomon, geb. 24.6.1933 in Jena, deportiert am 18.11.1941 nach Minsk, Todesdatum unbekannt
Hans-Joachim Salomon, geb. 5.6.1936 in Hamburg, deportiert am 18.11.1941 nach Minsk, Todesdatum unbekannt

Marktstraße 44

Rosa Salomon wurde am 22. oder 24. Dezember 1902 als Tochter von Isaak Urbach in Chrzanow geboren. Das im südlichen Polen gelegene Kleinstädtchen Chrzanow, 10 km nördlich von Auschwitz, hatte zu diesem Zeitpunkt rund 6000 Einwohner, davon etwa 4500 Juden.

Im Laufe der folgenden Jahre zog die Familie nach Leipzig, spätestens 1933 lebte Rosa Urbach in Jena, wo am 24. Juni 1933 ihre Tochter Brigitte Johanna unehelich zur Welt kam. Wenig später zog sie mit ihrem Kind nach Hamburg, wo sie den kaufmännischen Angestellten Curt Salomon kennenlernte. Als sie mit ihrem zweiten Kind schwanger war, heiratete sie Curt Salomon im November 1935 und brachte am 5. Juni 1936 ihren Sohn Hans Joachim zur Welt.

Curt Salomon, der am 13. Juni 1905 in Hamburg geboren wurde, war spätestens seit 1930 Mitglied der jüdischen Gemeinde und wohnte zu diesem Zeitpunkt in Eimsbüttel. Seine Mutter Frieda Salomon war schon früh gestorben, sodass er bei einer Pflegemutter, der Witwe Wolff, in der Rappstraße 1 aufwuchs. Sein Vater war laut Eintrag auf Curts Steuerkarte "unbekannt". Welcher Tätigkeit Curt Salomon nachging, lässt sich allenfalls erahnen. Augenscheinlich war er als Kaufmann viel unterwegs, denn für das Jahr 1931 findet sich auf der Steuerkarte der Vermerk "Verzug n. Duisburg" und für das Jahr 1933 "Verzug n. Holland". Ab 1934 war er wieder in Hamburg gemeldet, wohnte an häufig wechselnden Adressen in Eimsbüttel und war erwerbslos. Vermutlich hat er in den folgenden Jahren Hilfstätigkeiten ausgeführt, denn auf der Deportationsliste wurde als Berufsbezeichnung "Lagerist" vermerkt.

1940 zog Familie Salomon in die Marktstraße 44 zu Meta Cohen und ihren fünf Kindern, und Tochter Brigitte besuchte die erste Klasse der Israelitischen Töchterschule. Ihr Bruder Hans hat das Schulleben nicht mehr kennenlernen dürfen. Denn wenige Wochen, nachdem die Familie erneut die Wohnung wechseln musste – jetzt in die Marktstraße 95 – erhielt Curt Salomon den Deportationsbefehl nach Minsk. Er wurde mit rund 1000 Personen am 8. November 1941 mit dem ersten Transport nach Weißrussland in das im Juli 1941 errichtete Getto Minsk gebracht. Warum nur Curt Salomon und nicht auch seine Ehefrau und Kinder für diesen Transport vorgesehen waren, lässt sich nicht eindeutig sagen. Auffällig ist lediglich die Tatsache, dass Curt auf der Deportationsliste mit der alten Adresse Marktstraße 44 vermerkt wurde. Als Rosa Salomon und die beiden Kinder zehn Tage später, am 18. November 1941, ebenfalls ins Getto Minsk gebracht wurden, wurde ihre Adresse mit Marktstraße 95 angegeben.

Ob sich die Familie Salomon im Getto wiedergefunden hat und dort noch eine gemeinsame Zeit verbrachte, lässt sich nicht sagen. Die meisten der Hamburger Juden und Jüdinnen wurden bei einem Massaker am 8. Mai 1943 erschossen oder in Gaslastwagen erstickt, vorausgesetzt, sie hatten die harten Lebens- und Arbeitsbedingungen im Lager bis dahin überlebt.

Rosa Salomons Vater, Isaak Urbach, war bereits am 22. Januar 1940 im KZ Buchenwald gestorben.

Siehe auch den Beitrag über Ellen Cohen.

© Gunhild Ohl-Hinz

Quellen: 1; 2; 4; 8; StaH 332-8 Meldewesen A 51/1, K 2463; StaH 522-1 Jüd. Gemeinden, 992 e 1 Band 2; StaH 522-1 Jüd. Gemeinden, 390 Wählerliste 1930; ITS/ARCH/Transportliste Gestapo Hamburg, Ordner 17 g, Seite 124; ITS/ARCH/Transportliste Gestapo Hamburg, Ordner 17 g; Seite 92; Auskünfte aus dem Stadtarchiv Jena.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen. Hier abweichend:
(2) Bundesarchiv Berlin, R 1509 Reichssippenamt, Ergänzungskarten der Volkszählung vom 17. Mai 1939

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