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Bereits verlegte Stolpersteine



Siegfried Salomon * 1909

ABC-Straße 19 (Hamburg-Mitte, Neustadt)


HIER WOHNTE
SIEGFRIED SALOMON
JG. 1909
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in ABC-Straße 19:
Lena Salomon

Siegfried Salomon, geb. am 17.7.1909 in Kiel, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk
Lena Salomon, geb. Hoffmann, geb. am 5.4.1914 in Altona, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk

ABC-Straße 19 (ABC-Straße 24)

Die Eltern von Siegfried Salomon stammten beide aus Kiel. Der Vater Daniel Salomon war am 4. Mai 1874 geboren worden, seine Frau Fanny, geb. Jonas, am 3. Mai 1881. Daniel Salomon arbeitete als Bote und war seit 1929 mit seiner Familie in Lübeck in der Wahmstraße 42 gemeldet. In Kiel war auch die ältere Schwester Elsa am 28. Mai 1901 zur Welt gekommen. Elsa Gross, geb. Salomon, emigrierte später nach Uruguay. Siegfrieds jüngerer Bruder Israel Salomon wurde am 8. Februar 1913 in Bad Mergentheim in Baden-Württemberg geboren. Er konnte im Sommer 1939 nach England fliehen.

Siegfried Salomon absolvierte nach seiner Schulzeit eine dreijährige Lehre als Drogist. Um an einer "Hachschara", einer beruflichen Vorbereitung für ein Leben in Palästina teilzunehmen, meldete sich Siegfried Salomon am 16. Juni 1933 in Blankenese in der Rissener Landstraße 127 bei Fränkel an. Anton Fränkel (geb. 29.4.1896 in Wien) war der Hausmeister des dortigen Kindererholungsheimes "Wilhelminenhöhe" der Israelitischen Gemeinde.

Wilhelminenhöhe war auch eine Siedlerschule, an der die zionistische Jugendorganisation "Hechaluz" (hebräisch: der Pionier) eine Umschulungsstätte in der Landwirtschaft unterhielt.

Im Sommer 1934 ließ sich Siegfried Salomon dann in Harksheide auf dem "Gut Brüderhof" zum Gärtner ausbilden. Dort betrieb die Jugendorganisation unter der Anleitung des nichtjüdischen Pächters Ernst Wilhelm Leuschner eine weitere Ausbildungsstätte (der Brüderhof gehörte zur evangelischen Stiftung "Das Rauhe Haus", gegründet 1833 von Johann Hinrich Wichern in Hamburg).

Im Anschluss ging Siegfried Salomon für einige Zeit nach Schnakenberg. Die Umstände, die ihn dorthin führten, sind nicht überliefert. Anfang November 1935 lebte er wieder in Lübeck, am 8. Januar 1936 kehrte er nach Hamburg zurück. Seine Emigration nach Palästina konnte er nicht realisieren, möglicherweise, weil er kein Visum mehr für das britische Mandatsgebiet erhielt. Siegfried Salomon meldete sich als kaufmännischer Angestellter in Altona in der General-Litzmann-Straße 19 (heute Stresemannstraße) an. Anfang September wohnte er in der Hansastraße 57 bei dem Ehepaar Bertha und Adolf Levin (von Berlin nach Theresienstadt deportiert und im Mai 1942 in Chelmno/Kulmhof ermordet), dann im Neuen Steinweg 27/28 bei Rebekka und James Rosenstein (für das Ehepaar Rosenstein liegen Stolpersteine in der Rutschbahn 25). Siegfried Salomon war nun als Diener tätig und wohnte offenbar bei seinen Arbeitgebern.

Wann er Lena Hoffmann kennenlernte, ist nicht bekannt. Die beiden heirateten irgendwann zwischen 1936 und 1938. Lena Hoffmann, Leni genannt, war am 5. April 1914 in Altona geboren worden. Sie hatte als "Haushaltslehrling" bei verschiedenen Familien gearbeitet, zuletzt, wie ihrer Kultussteuerkarte zu entnehmen ist, in der Mazzotfabrik von Leopold Katz in der Neumann-Reichardt Straße 29–33 in Hamburg-Wandsbek, wo ungesäuertes Brot für das Pessach-Fest hergestellt wurde (bis 1934 befand sich die Fabrik in der Straße Kohlhöfen 19/20).

Ihre Familie wohnte seit 1918 in der General-Litzmann-Straße, da hieß sie noch Kleine Gärtnerstraße (heute Stresemannstraße). Ihr Vater Munisch Hoffmann (geb. 3.6.1881) stammte aus Osteuropa, im galizischen Stanisławów/Stanislau (heute Iwano-Frankiwsk/Ukraine) wurde er geboren. Seine Frau Marie Cilly, geb. Zuer (geb. 5.4.1882), kam aus Leipzig, wo die ältesten Kinder Erna (geb.18.2.1908) und Henry Heinz (geb.3.9.1909) geboren wurden. Das Ehepaar Hoffmann hatte am 15. März 1907 in Meuselwitz geheiratet. Die jüngeren Geschwister Bertha (geb.11.2.1916), Nitta/Meta (geb.19.11.1920), Hella (geb.10.2.1923) und Manfred (geb. 20.10.1927) kamen in Altona zur Welt. Marie und Munisch Hoffmann waren mit ihren älteren Kindern in der Schuhreparatur-Branche und im Lederwarenhandel tätig, sie betrieben mehrere Geschäfte in Hamburg und Harburg.

Lenas Eltern besaßen die polnische Staatsangehörigkeit, ihre Mutter hatte sie durch ihre Heirat erhalten. Familie Hoffmann war mittlerweile in die Bundesstraße 31 umgezogen, als sie am 28. Oktober 1938 mit ihren vier minderjährigen Kindern, der Familie ihres ältesten Sohnes Henry Hoffmann (s. dort) und der ältesten Tochter Erna, die mit dem Schuhmacher Alfred Tugendhaft (geb.19.5.1904, ermordet 6.3.1943 in Majdanek) verheiratet war, im Rahmen der "Polenaktion" ins polnische Grenzgebiet abgeschoben wurde. Ihre Spur verliert sich im Sommer 1939 nach der Auflösung des provisorischen Lagers auf einem leer stehenden Kasernengelände im polnischen Grenzort Zbaszyn/Bentschen.

Lena entging der Abschiebung, denn mit ihrer Heirat hatte sie die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten. Das Ehepaar Salomon wohnte zur Untermiete bei dem Kaufmann Jakob Mendel (geb.12.2.1875 in Essen) und dessen nichtjüdischer Ehefrau Maria, geb. Klein (geb.10.2.1901 in Essen Katerberg), in einer Dreieinhalbzimmerwohnung des Hauses ABC-Straße 24. Jakob Mendel war 1935 schwer erkrankt und arbeitsunfähig aus dem KZ Esterwege entlassen worden, seine Frau im selben Jahr, nach mehreren Monaten im KZ Moringen. Das Ehepaar Mendel war mittellos und dringend auf Untermieter angewiesen. Jakob Mendel starb am 28. Oktober 1941 im Jüdischen Krankenhaus in der Johnsallee 68 (für seine Schwester Jenny Moses liegt ein Stolperstein in der Hoheluftchaussee 19, s. Stolpersteine in Hamburg-Eimsbüttel und Hamburg-Hoheluft-West). Knapp 14 Tage nach dem Tod seines Vermieters erhielt Siegfried Salomon seinen Deportationsbefehl für den 8. November 1941 ins Getto Minsk. Lena meldete sich dann "freiwillig zur Evakuierung", um nicht von ihm getrennt zu werden.

Siegfrieds Eltern, Fanny und Daniel Salomon, hatten sich um eine Auswanderung bemüht, was erfolglos blieb. Am Morgen des 6. Dezember 1941 wurden sie von Lübeck nach Oldesloe gebracht, um dort dem Hamburger Transport nach Riga angeschlossen zu werden.

An das Ehepaar Salomon erinnern seit April 2008 Stolpersteine in der Lübecker Wahmstraße 42.
Für Lenas Schwester Bertha Hoffmann wurde ein Stolperstein in der Husumer Straße 16, in Hamburg verlegt (s. Stolpersteine in Hamburg-Eppendorf).


Stand: August 2018
© Susanne Rosendahl

Quellen: 1; StaH 213-13 Z 22579; StaH 351-11 AfW 25229 (Salomon, Siegfried); StaH 351-11 AfW 5232 (Hoffmann, Munisch); StaH 351-11 AfW 34363 (Hoffmann, Henry); StaH 351-11 AfW 24520 (Mendel, Maria); StaH 351-11 AfW 29589 (Tugendhaft, Alfred); StaH 522-1 Jüdische Gemeinde Nr. 992 e 2 Band 2; StaH 332-5 Standesämter 8174 u 349; Heidemarie Kugler-Weiemann über Fanny und Daniel Salomon, http://www.stolpersteine-luebeck.de/n/de/main/adressen/wahmstrasse-42.html, (Zugriff 8.5.2014); Bußenius: Zionistische Erziehung, in: Menora und Hakenkreuz, S. 425–435; http://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_nwd_411206.html, (Zugriff 14.2.2015); www.ancestry.de (Heiratsregister Munisch Hoffman und Marie Zilie Zuer am 15. März 1907, Zugriff 3.8.2017).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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