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Bereits verlegte Stolpersteine



James Isidor Pariser * 1872

Poolstraße 41 (Hamburg-Mitte, Neustadt)


HIER WOHNTE
JAMES ISIDOR
PARISER
JG. 1872
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 27.10.1942

Weitere Stolpersteine in Poolstraße 41:
David Hoffmann

James Isidor Pariser, geb. am 14.8.1872 in Bad Landeck in Schlesien, deportiert am 19.7.1942 nach Theresienstadt, Todesdatum am 27.10.1942

Poolstraße 41

James Isidor Pariser wurde am 14.8.1872 in Bad Landeck in Schlesien als Sohn einer jüdischen Familie geboren. Seine Geschwister Richard (geb. 19.12.1874) und Eugenie (geb. 1866) kamen in Breslau (heute Wroclaws/Polen) zur Welt.

Der Vater Selig/Salo Pariser war Kaufmann und "Restaurateur" (eine frühere Bezeichnung für Restaurantbesitzer/Gastwirt) in der Nabelgasse 2. Er hatte Selma Jungmann, die Tochter eines Gastwirtes aus Rawitsch (heute Rawicz/Polen) geheiratet. Die Familie wohnte in der Kupferschmiedestraße 39, in der Margarethenstraße 27 und später in der Margarethenstraße 10. Dort verstarb Selma Pariser am 30. Dezember 1894, einige Zeit nach dem Tod ihres Ehemannes.

James Isidor Pariser wird in den Breslauer Adressbüchern von 1896 bis 1898 als "Confectionair" bezeichnet, somit war er in der Bekleidungs- oder Textilwarenbranche tätig und hatte zuvor vermutlich eine kaufmännische Ausbildung absolviert. Offenbar hatte auch seine Schwester kaufmännische Fähigkeiten entwickelt. "Fräulein" Eugenie Pariser betrieb 1896 ein "Galanterie- Luxus- und Spielwarengeschäft" (Galanterie: eine veraltete Bezeichnung für modische Accessoires) in der Nikolaistraße 38/39. Das Geschäft hatte sie von ihrer Mutter nach deren Tod übernommen. Die Geschwister wohnten weiterhin in der Margaretenstraße 10. Eugenie Pariser heiratete in Breslau den Kaufmann Selmann Krakinowski, der zunächst die Prokura und dann das Geschäft übernahm. Das Ehepaar Krakinowski zog später nach Berlin. James Isidor Pariser wohnte 1900 noch in Breslau, als Inhaber der Firma "Schlesinger und Co. Nachfgr. J. Pariser" in der Tauentzienstraße 78.

Sieben Jahre später war er der Familie Krakonowski nach Berlin gefolgt. Es ist nicht bekannt, wie er dort seinen Lebensunterhalt verdiente. Unter der Adresse Wöhlertstraße 20 meldete er den Tod seines 2-jährigen Neffen Willi Krakinowski aus der Wilhelmshavener Straße 59 beim zuständigen Standesamt an. In den Berliner Adressbüchern ist James Isidor Pariser allerdings nicht verzeichnet, vermutlich wohnte er zur Untermiete.

Am 21. November 1919 wechselte er von Berlin ins fränkische Forchheim und heiratete dort Betty Frank (geb. 15.4.1876), die Tochter des Besitzers des dortigen Kaufhauses und Schuhgeschäftes, Haimann Frank. Das frisch verheiratete Paar wohnte im Haus ihrer Eltern in der Hauptstraße 13. Die Ehe von James Isidor und Betty Pariser blieb kinderlos. Haimann Frank und seine Frau Babette starben 1922. James Isidor Pariser führte das Schuhgeschäft weiter, auch als seine Frau Betty am 7. Oktober 1932 starb. Doch nach dem April-Boykott jüdischer Geschäfte 1933 sah er in Forchheim keine Zukunft mehr und ging am 30. März 1935 nach Hamburg.

Dort wohnte er in der Griesstraße 20 im Stadtteil Hamm. Er war bereits im Rentenalter, als er eine Woche nach seiner Ankunft in der Stadt am 6. April 1935 die Witwe Bella Sonnenschein, geb. Mendel (geb. 5.7.1882 in Hamburg) heiratete. (Ihr erster Ehemann Ernest Sonnenschein war am 26.1.1928 in Hamburg verstorben). Die Ehe hielt jedoch nicht, sie wurde am 18. Januar 1936 geschieden.

Wie bereits in Berlin wurde James Isidor Pariser auch in den Hamburger Adressbüchern nicht verzeichnet. Nach seiner Kultussteuerkarteikarte der Jüdischen Gemeinde wohnte er zuletzt in der Wexstraße 38 bei dem Ehepaar Frieda und Julius Prag (siehe www.stolpersteine-hamburg.de) und in der Poolstraße 41 bei dem in "Mischehe" lebenden Kaufmann Hermann Salomon. Dann wurde er in das Altenheim Nordheim-Stift der Jüdischen Gemeinde in der Schlachterstraße 40/42 in ein sogenanntes Judenhaus eingewiesen.

Dort erhielt er seinen Deportationsbefehl für den 19. Juli 1942 in das Getto nach Theresienstadt. Bereits am 27. Oktober 1942 starb James Isidor Pariser dort, laut der Todesfallanzeige der jüdischen Ärzte im Getto an einer Herzlähmung nach einer Prostataerkrankung.

Seine geschiedene Frau Bella Pariser war im März 1939 nach Schweden geflüchtet, wo sie am 4. Dezember 1940 "durch Suizid" verstarb. An sie erinnert ein Stolperstein im Jungfrauenthal 6. (Für ihren Bruder Willy Mendel wurde ein Stolperstein in der Rutschbahn 7 verlegt, siehe www.stolpersteine-hamburg.de).

Die Schwester Eugenie Krakinowski starb am 26. November 1923 in Berlin, über das Schicksal des Bruders Richard Pariser ließ sich nichts herausfinden.

Stand: Februar 2021
© Susanne Rosendahl

Quellen: 1; 3; StaH 332-5 Standesämter 3215 u 2030/1882 (Geburtsregister Bela Mendel); StaH 314-15_FVg 3968 (Pariser, Bella); StaH 332-5 Standesämter 940 u 46/1928 (Sterberegister Ernest Sonnenschein); StaH 522-1 Jüdische Gemeinde Nr. 992 e 2 Band 5; ancestry.de (Sterberegister von Selma Pariser am 30.12.1894 in Breslau, Zugriff 1.11.2018); ancestry.de (Geburtsregister von Richard Pariser am 19.12.1874 in Breslau, Zugriff 5.12.2020); ancestry.de (Sterberegister von Eugenie Krakinowski am 26.11.1923 in Berlin, Zugriff 8.2.2021); ancestry.de (Sterberegister von Willi Krakinowski am 12.4.1907 in Berlin, Zugriff 9.2.2021); Adressbücher der Stadt Breslau 1895; Adressbücher von Berlin; Rolf Kilian Kiessling, Juden in Forchheim. 300 Jahre jüdisches Leben in einer kleinen fränkischen Stadt, Forchheim 2004, S. 124.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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