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Karl Lesch * 1896

Venusberg 18 (Hamburg-Mitte, Neustadt)


HIER WOHNTE
KARL LESCH
JG. 1896
IM WIDERSTAND / KPD
VERHAFTET 31.10.1933
KZ FUHLSBÜTTEL
ERMORDET 30.11.1933

Karl Heinrich Johannes Lesch, geb. am 15.3.1896 in Hamburg, inhaftiert 1933, gestorben am 30.11.1933 im KZ Fuhlsbüttel (angeblich Suizid)

Venusberg 18 (Venusberg 17)

Karl Lesch wuchs in der Nähe des Hamburger Hafens auf. Er war als Sohn von Hasche Lesch (geb. 25.10.1858, gest. 28.3.1945) und Elise, geb. Menk (geb. 16.2.1858 in Putlitz, gest. 11.1.1929), im Eichholz 99 in einem Hinterhaus zur Welt gekommen. Seine Eltern, die lutherischer Konfession waren, hatten am 8. Mai 1885 in Altona geheiratet. Hasche Lesch arbeitete als Leichterschiffer (auch Ewerführer). Er stammte aus Erfde, einem Dorf in Schleswig-Holstein. Karl hatte vier ältere Geschwister, Frida (geb.4.9.1885, gest.20.11.1973), Alice (geb.10.11.1887, gest.23.3.1960) und Franziska (geb.9.3.1891) sowie den Bruder Hans Friedrich Carl (geb.3.6.1894, gest.2.4.1936).

Karl Lesch fuhr eine Zeitlang als Steward zur See und war dann als Former (Gießereiarbeiter) tätig. Er gehörte der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und der Internationale der Seeleute und Hafenarbeiter (ISH) an.

Als Karl am 14. Februar 1920 die Hamburgerin Lony Seyler (geb. 3.8.1898) heiratete, wohnte er noch bei seinen Eltern in der Martin-Lutherstraße 5a (heute Martin-Luther-Straße). Die Ehe mit Lony wurde am 22. Juni 1931 geschieden. Eine zweite Ehe ging Karl Lesch am 15. September 1931 mit Auguste Clara Meyer (geb. 1.3.1899) ein, die aus Ilversgehofen, Erfurt-Nord stammte. Beide wohnten zum Zeitpunkt der Eheschließung in der Eckernförderstraße 13 (heute Simon-von-Utrecht-Straße) im Stadtteil St. Pauli, später am Venusberg 17.

Aus politischen Gründen wurde Karl Lesch während der Weimarer Republik zu einer Geldstrafe von 20 Reichsmark verurteilt: Am 15. Juni 1931 hatte er bei den St. Pauli Landungsbrücken gemeinsam mit anderen ein KPD-Flugblatt mit der Überschrift "Kampf oder Barbarei" verteilt und versäumt, den Inhalt des Flugblattes den zuständigen Behörden zur Kenntnisnahme anzuzeigen, wie es eine Verordnung des Reichspräsidenten vom März 1931 verlangte. Da Karl Lesch die Geldstrafe weder bezahlen konnte noch wollte, trat er Ende 1931 eine zweitägige Gefängnisstrafe an.

Bereits vor der Machtübernahme der NSDAP bemühten sich KPD-Funktionäre, neben der noch legalen Partei, für den Fall, dass es zu einem KPD-Verbot kommen sollte, einen illegalen Organisationsapparat mit Druckereien, Quartieren und Deckadressen aufzubauen. Karl Lesch übernahm als Organisationsleiter diese Aufgabe für Hamburg, Anton Saefkow (s. dort) war für die Durchführung im Bereich Wasserkante zuständig.

Vor und nach der Reichstagswahl am 5. März 1933 wurden etliche kommunistisch orientierte Gegner der Nationalsozialisten verhaftet. Karl Lesch geriet zweimal in "Schutzhaft", wurde aber wieder freigelassen. Am 31. Oktober 1933 erfolgte seine dritte Festnahme. Karl Lesch wurde ins KZ Fuhlsbüttel eingeliefert. Knapp einen Monat später, am 30. November 1933 um 7 Uhr 15, wurde er in seiner Zelle erhängt aufgefunden. Die offizielle Version lautete "Selbstmord". In einem anonymen Schreiben, das im Sommer 1934 in großer Anzahl Staatsanwälten, Pastoren, Rechtsanwälten und weiteren bekannten Persönlichkeiten in Hamburg zugeschickt wurde, hieß es allerdings: "angeblich Selbstmord. Die Wäsche blutig, das Zeug zerrissen".

Festnahmen und erste Verhöre, um Namen von anderen zu erpressen, erfolgten meist unter schweren Misshandlungen, nicht selten wurde dabei auch der Tod der Häftlinge in Kauf genommen. Ein Ermittlungsverfahren nach dem Krieg erbrachte keine Klarheit darüber, ob Karl Lesch mit Misshandlungen und Folterungen in den Tod getrieben oder durch die Wachmannschaft ermordet wurde.


Stand: September 2019
© Susanne Rosendahl

Quellen: StaH 332-5 Standesämter 6250 u 9429/1878; StaH 332-5 Standesämter 2400 u 942/1896; StaH 332-5 Standesämter 9867 u 198/1933; StaH 332-5 Standesämter 13587 u 550/1931; StaH 351-11 AfW 21807 (Lesch, Auguste Clara); StaH 213-11 Amtsgericht Hamburg 04995/32; StaH 113-2 A II 4b; Diercks: Gedenkbuch, S. 29, S. 34; Hochmuth/Meyer: Gestapo-Gefängnis Fuhlsbüttel S. 17, S. 24.

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