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Bereits verlegte Stolpersteine



Gotthard Hardy Jacobson
© Yad Vashem

Gotthard Hardy Jacobson * 1898

Hartungstraße 15 (Eimsbüttel, Rotherbaum)


HIER WOHNTE
GOTTHARD HARDY
JACOBSON
JG. 1898
FLUCHT 1937 BELGIEN
INTERNIERT MECHELEN
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Weitere Stolpersteine in Hartungstraße 15:
Auguste Wolfsfeld

Gotthard Hardy Jacobson, geb. am 7.3.1898, am 18.10.1937 Flucht nach Belgien,
interniert in Mechelen, 16.8.1942 deportiert nach Auschwitz, dort ermordet

Hartungstraße 15 Rotherbaum

Gotthard Hardy Jacobson war als sechstes von sieben Kindern des jüdischen Rabbiners Moses Jacobson und seiner Ehefrau Regina geb. Hirsch am 7.3.1898 in Gnesen in der Nähe von Posen, geboren worden. Das Schicksal seiner Geschwister findet sich am Ende dieser Biographie (Der Vater Moses Jacobson verstarb am 16. November 1930 in Hamburg, seine Mutter verstarb am 18. März 1937 in Berlin. Beide wurden auf dem Jüdischen Friedhof Ilandkoppel beigesetzt).

In Gnesen/Posen besuchte Gotthard Hardy das Gymnasium und beendete die Schulzeit mit einem bestandenen Abitur. Gotthard Hardy Jacobson kämpfte im Ersten Weltkrieg ab 1914 als Frontkämpfer, bis eine Kriegsverletzung 1917 seinen Kriegseinsatz beendete.

Sein Vater, der Rabbiner, konnte sich entscheiden, ob er sein Amt in Polen oder in Deutschland ausüben wollte. Er wählte Deutschland und entschloss sich, sich dauerhaft in Hamburg niederzulassen, wo er auch mit einer Schrift zur "Psychologie des Talmuds" promoviert wurde. Er amtierte als Rabbiner an der Synagoge Hoheluftchaussee 25a in Hoheluft-West. Sie war 1909 von der orthodoxen Vereinigung "Kelilath Jofi" und "Agudath Jescharim" nach Plänen des Architekten Semmy Engel durch den Umbau eines Hinterhauses geschaffen worden. Beiden Vereinigungen stand Moses Jacobson etliche Jahre vor. (Das Gebäude der Synagoge existiert nicht mehr, es wurde bei Luftangriffen im 2. Weltkrieg zerstört.) Moses Jacobsohn genoss hohes Ansehen in seiner Gemeinde.

Gotthard Hardy Jacobson ging bei der Firma Meyer & Co. in die Lehre mit dem Ziel, kaufmännischer Angestellter zu werden. Die Firma handelte mit Haaren und Wolle. Er blieb bis 1923 in der Firma.

Am 3. November 1922 heiratete Gotthard Hardy Jacobson im Standesamt 2 Ida Littmann. Sie war am 20.11.1899 als drittes von sieben Kindern der jüdischen Eheleute David Littmann und Rosa Stormlauf in Hamburg geboren worden. Ihr Vater war Kaufmann. Ida beendete in Hamburg ihren Schulbesuch mit dem Gymnasialabschluss.

Nach der Hochzeit fand das junge Ehepaar zunächst bei Idas Eltern im Grindelhof 76 im Stadtteil Rotherbaum ein Zuhause. 1923 und 1924 bewohnten sie dann eine eigene Wohnung in der nahen Bornstraße 22, 1925 zogen sie in die Bogenstraße 24.

Sie bekamen die Kinder Marcus Amram (geb. 4.6.1924), Hanna (geb. 19.10.1926) und Gerhard Bernhard Salomon (geb. 25.3.1928).

Gotthard Hardy Jacobson ließ sich am 30. März 1927 im Handelsregister als Vertreter für Wolle eintragen. Sein Geschäft führte er in der Steintwiete 21 in der Neustadt.

Die Familie Jacobson zog 1928 in die Grindelallee 25 und dann von 1929
bis 1937 in die Wohnung in der Hartungstraße 15.

Gotthard Hardy Jacobson fand Arbeit als Vertreter für Wolle bei der Firma Plaut & Co. in Hamburg. Von 1933 bis 1935 betrug sein stattlicher Verdienst jährlich ca. 20.000 RM und stieg 1936 sogar auf 40.000 RM.

1934 erhielt Gotthard Hardy Jacobson – wie alle jüdischen Frontkämpfer - für seinen Einsatz im Ersten Weltkrieg nachträglich das Ehrenkreuz mit zwei Schwertern verliehen. Durch den Besitz dieser Auszeichnung fühlte er sich offensichtlich vor politischer und rassischer Verfolgung geschützt. Dieses sollte sich jedoch als Irrtum herausstellen.

Die Verfolgungspolitik der Nationalsozialisten schränkte das Leben der Hamburger Jüdinnen und Juden immer stärker ein. Deshalb flüchteten am 18. Oktober 1937 Ida und Gotthard Hardy Jacobson mit ihren drei Kindern nach Brüssel/Belgien und glaubten sich in Sicherheit.

In Brüssel gebar Ida Jacobson am 2.12.1937 den Sohn Manfred Reginald Armand.
Gotthard Hardy Jacobson nutzte seine geschäftlichen Verbindungen nach Antwerpen und machte sich in Brüssel als Kaufmann erneut selbständig. Er baute ein Import- und Exportgeschäft für Tierhaare auf.

Doch nachdem die deutschen Truppen im Mai 1940 in Belgien einmarschiert waren, zog sich die Schlinge auch dort zu. Die Familie versuchte dem zu entkommen, indem sie sich versteckte. Der letzte Wohnsitz von Gotthard Hardy Jacobson und seiner Familie lautete Brüssel, 61 Avenue Elisabeth. Aber das Versteck wurde verraten, die Familie gefasst und ins Internierungslager Malines/Mechelen eingewiesen.

Am 16. August 1942 wurde Gotthard Hardy Jacobson von Malines nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Seine Angehörigen hörten nie wieder von ihm. Er wurde nach dem Krieg am 8. Mai 1945 für tot erklärt.

Mehrere überlebende Familienmitglieder erinnern mit in Yad Vashem hinterlegten Gedenkblättern an ihn.

Ida Jacobson und die Kinder blieben noch bis Februar 1944 in Malines. Sie wurden im Februar 1944 nach Vittel, einem Internierungslager in Frankreich, und im September 1944 nach La Bouboule, ebenfalls in Frankreich, verlegt. Dort wurden Ida Jacobson und die Kinder von den Alliierten befreit und wanderten in die USA aus, wo Ida Jacobson am 5. Februar 1982 verstarb.

Marcus Amram Jacobson lebte in Chicago in den USA, kehrte dann aber nach Hamburg zurück, wo er am 9. Januar 2014 verstarb.
Manfred Reginald Armand Jacobson lebte wie auch Hanna Jacobson in St. Louis. Sie verstarb am 17. April 2001 in Israel.
Gerhard Bernhard Salomon Jacobson wiederum lebte in Israel und verstarb am 10. Februar 1997 in New York.

Zum Schicksal der Geschwister von Gotthard Hardy Jacobson:
Jacob Jacobson (geb. 27.11.1888), war nach dem Studium Archivar und Historiker, leitete das Gesamtarchiv der deutschen Juden in Berlin, publizierte mehrere genealogische Schriften; er überlebte die Deportation nach Theresienstadt, wo er 1945 befreit wurde; emigrierte dann nach London, er verstarb am 31. Mai 1968 in Bad Neuenahr.

Hanna Jacobson (geb. 22.12.1889) verstarb 1964. Wo und wann sie genau verstarb, wissen wir nicht.

Sarah Jacobson (geb. 3.6.1892) flüchtete 1941 nach Pittsburgh in die USA. Ein Sterbedatum kennen wir nicht.

Kaete Jacobson (geb. 1895) verstarb 1989. Genaue Geburts- und der Sterbedaten sind uns nicht bekannt.

Soloman Jacobson (geb. 1897) verstarb bei den Kämpfen im Ersten Weltkrieg 1914. Genaue Geburts- und Sterbedaten kennen wir nicht.

Bernhard Jacobson (geb. 16.10.1900) flüchtete nach London. Er heiratete Ester Zeitlin und bekam mit ihr drei Kinder. Er verstarb 1992 in Israel. Ein genaues Sterbedatum haben wir von Bernhard Jacobson nicht.


Stand: September 2020
© Bärbel Klein

Quellen: StaH 1; 2; 4; 5; 8; 351-11_20570; 213-13_18055; 213-13_30397; 351-11_22370 Ida Jacobson; 351-11_22370; 213-13_18055 Regina Hirsch; 351-11_32505; 232-5_837; 351-11_23433 Bernhard Jacobson; 351-11_48020; 351-11_48020 Hanna Fishermann; 213-13_28085 Ellen Littmann; 351-11_23433; 232-5_837; 351-11_49366; 213-13_27702 Bernhard Jacobson; 741-4_K 6299; 741-4_K 4459; 332-5_533(1982; 332-5_609/1922; 332-5_170/1931; 332-5_3774/1899; 231-7_A 1 Band 154_Registernr. 34495; FzH_WdE Akte 386 Carl Salomon; www.ancestry.de, www.geni.com; www.wikipedea.de; Michael Studemund-Halevy, Im jüdischen Hamburg. Ein Stadtführer von A bis Z, Hamburg 2011, S. 18; https://de.wikipedia.org/wiki/Jacob_Jacobson¸ (Zugriff 17.8.2020); https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=en&s_lastName=jacobson&s_firstName= gotthard%20hardy&s_place=&s_dateOfBirth=&cluster=true (Zugriff 17.8.2020).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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