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Moritz Hergershausen * 1881

Seilerstraße 49 (Hamburg-Mitte, St. Pauli)


HIER WOHNTE
MORITZ
HERGERSHAUSEN
JG. 1881
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
1944 AUSCHWITZ
ERMORDET

Moritz Hergershausen, geb. 25.6.1881 Unna, deportiert 19.7.1942 nach Theresienstadt, weiter deportiert nach Auschwitz am 6.10.1944

Seilerstraße 49

Moritz Hergershausen, geb. 25.6.1881 in Unna, stammte aus einer westfälischen Familie jüdischer Viehhändler und Schlachter. Er war der zweite Sohn von Leser Hergershausen, geb. ca. 1850 in Unna, und seiner Ehefrau Sophie, geb. Weinberg, geb.1853 in Drensteinfurth. Sein Bruder Gustav (siehe derselbe) war zwei Jahre älter als er, geb. 1879. Ihnen beiden folgten vier Geschwister, von denen nur die Schwester Johanna, geb. 1884, als verheiratete Jacobi das Erwachsenenalter erreichte. Moritz wurde Viehhändler, über sein Leben bis zum Ersten Weltkrieg ist uns nichts Weiteres bekannt.

Im Ersten Weltkrieg wurde Moritz Hergershausen als Vizefeldwebel schwer verwundet und kehrte, mit dem Eiserner Kreuz I. Klasse ausgezeichnet, zu seinen Eltern nach Unna zurück. Als Schwerkriegsbeschädigter fand er jedoch beruflich keine einträgliche Tätigkeit. Er blieb ledig, während sein Bruder im Theodor-Althoff–Karstadt-Konzern Karriere machte und eine Familie gründete.

Der Vater Leser Hergershausen starb im Juni 1926, seine Witwe Sophie im folgenden Jahr. Moritz meldete ihren Tod beim Standesamt in Unna, während Gustav 1926 aus Hamburg angereist war, um den Tod ihres Vaters amtlich anzuzeigen.

Die nächste Spur von Moritz Hergershausen findet sich in Hamburg. Er lebte stets in Untermiete, zunächst in der Thalstraße 45 auf St. Pauli.

Beide Brüder traten in die Deutsch-Israelitische Gemeinde in Hamburg ein, Moritz am 19. Juni 1934, Gustav ein Jahr später am 29. Juli 1935. Kurz zuvor hatte Moritz sein Quartier gewechselt und war zur Witwe Olsen in die Seilerstraße 40 gezogen.

Moritz Hergershausen erhielt eine steuerfreie Kriegsrente von 69 RM monatlich. Für seinen Lebensunterhalt arbeitete er außerdem in der Landwirtschaft, erreichte aber bis 1940 nie die Steuerpflichtgrenze. So gehörte er auch nicht zur bevorzugten Zielgruppe des Novemberpogroms. Er wurde nicht verhaftet. Es gibt auch keinen Hinweis auf Auswanderungsbemühungen seinerseits.

Am 4. Oktober 1939 zog er ein Haus weiter zu Kaplan in die Seilerstraße 38a. 1940 wurde seine Einkommen erstmalig bei der Berechnung seiner Gemeindebeiträge herangezogen, jedoch war er nicht einmal in der Lage, den veranschlagten Grundbetrag von einer Reichsmark monatlich zu entrichten.

Moritz Hergershausen verließ St. Pauli und zog in den Grindelhof 68 zu Philipp, einem Kaufmann. Seine letzte Adresse war das "Judenhaus" Rutschbahn 25 a. Dort erreichte ihn die Aufforderung der Gestapo zur "Abwanderung" am 19. Juli 1942 in das sogenannte Altersgetto Theresienstadt.

Nach zwei Jahren Aufenthalt dort wurde Moritz Hergershausen am 6.10.1944 nach Auschwitz deportiert. Dort verliert sich seine Spur. Er wurde vermutlich 63 Jahre alt.

Stand: Februar 2020
© Hildegard Thevs

Quellen: 1; 4; 5 digital; StaHH 351-11, Wiedergutmachung 4295, 6372, 31819, 36960; 522-1 388 Mitgliederkartei 1928; 390 Wählerverzeichnis; 391 Mitgliederverzeichnis 1935/36; Das Jüdische Echo, München 1932; Stadtarchiv Homburg, Sterberegister 1926, Nr. 176; Standesamt Oranienburg, Sterbeurkunde 1938, Nr. 424. Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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