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Bereits verlegte Stolpersteine



Anna Sekkel (geborene Jacob) * 1891

Rappstraße 2 (Eimsbüttel, Rotherbaum)


HIER WOHNTE
ANNA SEKKEL
GEB. JACOB
JG. 1891
DEPORTIERT 1941
RIGA
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Rappstraße 2:
Bernhard Jacobson, Dina Jacobson, Ernst Jacobson, Naphtali Jacobson, Sara Jacobson, Bertha Jacobson

Anna Sekkel, geb. Jacob, geb. am 10.2.1891 in Hamburg, deportiert am 6.12.1941 nach Riga-Jungfernshof, dort ermordet

Rappstraße 2 (Eimsbüttel)

Anna wurde als siebtes von acht Kindern der jüdischen Eheleute Aron Jacob und seiner Ehefrau Hannchen, geb. Salomon, am 10.2.1891 in Hamburg geboren. Ihr Vater Aron Jacob war der Sohn eines Mützenmachers aus Lissa in Posen (heute Polen). Er war nach Hamburg gezogen und wohnte am Großneumarkt 32 in der Neustadt. Am 16. Februar 1883 hatten der Zeitungsverleger Aron Jacob (geb. 16.2.1857) und Hannchen Salomon (geb. 26.12.1855) in Hamburg geheiratet. Hannchen Jacob war in Schleswig geboren worden und mit Ihrer verwitweten Mutter Rosa Salomon, geb. Abraham, nach Hamburg in die Peterstraße 63 gezogen.
(Aron Jacob verstarb am 10. Juli 1919, Hannchen Jacob am 3. August 1940. Beide wurden auf dem jüdischen Friedhof Ohlsdorf Ilandkoppel beigesetzt.)

Wir können über die Kindheit von Anna nichts berichten.

Sie absolvierte eine Ausbildung zur Kontoristin und konnte so ihren Lebensunterhalt selber verdienen. Sie lernte den jüdischen Schneidermeister Alfred Sekkel kennen, den sie am 11. September 1913 in Hamburg im Standesamt 3 heiratete.

Ihr Ehemann Alfred John Sekkel war am 13.9.1886 als erstes von drei Kindern in Hamburg geboren worden. Seine Eltern waren Abraham Sekkel und Kätchen Giedel, geb. Mormelstein. (Abraham Sekkel verstarb am 23. Februar 1929, Kätchen Sekkel am 17. April 1937 in Hamburg. Auch sie wurden auf dem jüdischen Friedhof Ilandkoppel beigesetzt.)

Alfred und Anna Sekkel wohnten in der Annenstraße 13-15 im Stadtteil St. Pauli. Kurz vor Beginn des ersten Weltkrieges kam die Tochter Rosa am 9.6.1914 zur Welt, die liebevoll "Resi" genannt und so auch auf der Kultussteuerkarte der Jüdischen Gemeinde eingetragen war.

Alfred Sekkel wurde im Krieg durch einen Schuss in den Kopf so schwer verletzt, dass er am 13. Oktober 1915 starb. Er hatte an Kämpfen in Loos/ Lille in Nordfrankreich teilgenommen. Seine sterblichen Überreste wurden nach Hamburg überführt und auf dem jüdischen Friedhof Ilandkoppel beigesetzt. An ihn erinnert heute eine Inschrift auf dem Ehrenmal des jüdischen Friedhofes Ilandkoppel.

Seine Frau Anna Sekkel blieb zunächst mit Rosa zusammen bis 1916 in der Wohnung in St. Pauli. Sie verfügte als Kriegerwitwe und alleinerziehende Mutter nur über wenig Geld zum Leben. Dann zogen die beiden in die Neumünsterstraße 31/ Hoheluft-Ost und wohnten dort bis 1919. Für die Tochter Rosa erhielt sie eine Waisenrente.

Rosa Sekkel besuchte von 1920 bis 1930 die höhere Töchterschule, das Lyceum in der Bieberstraße im Stadtteil Rotherbaum. Sie bestand die Mittlere Reife und wollte Modezeichnerin werden. Anna und Rosa Sekkel siedelten 1920 in die Rappstraße 2 in den III Stock über. Anna Sekkel bewohnte diese Wohnung bis 1939.

Als Rosa 1931 nach Berlin ging und dort eine Ausbildung begann, zog Anna Sekkels Mutter Hannchen Jacob bei ihr ein. Finanziell unterstützt wurden sie von Annas Geschwistern Delfred Jacob (siehe www.stolpersteine-hamburg.de) und Zerline, verheiratete Peritz (siehe www.stolpersteine-hamburg.de).

Rosa Sekkel nahm indes am 1. Oktober 1931 eine dreijährige Lehre im Berliner Modesalon Eduard Krämer in der Gneisenaustraße 66/Kreuzberg auf. Sie wohnte in dieser Zeit in der Claudiusstraße 16 /Hansaviertel bei Familie Frankenberg, weitläufige Verwandte von Rosas Mutter. Da das Ausbildungsgehalt sehr gering war, musste Anna ihre Tochter bis zum Ende der Lehre 1934 finanziell unterstützen.

Diese begann im Juli 1934 eine zweite Ausbildung bei der Damenschneiderinnung. Ab 1937 arbeitete Rosa Sekkel dann für kurze Zeit im Modesalon Wolters-Koppelt in der Poststraße Ecke/Neuer Wall in Hamburg. In Berlin hatte sie den ebenfalls jüdischen Kaufmann Leonhard Podlescher (geb. 24.6.1909) kennengelernt, der seit 1. Februar 1936 bei Anna Sekkel in Hamburg zur Untermiete wohnte.

Leonhard Podlescher war in einem jüdischen Waisenhaus in Berlin aufgewachsen. Er war als Kind der jüdischen Eheleute Abraham Podlescher und Friederike, geb. Simson, in Berlin geboren worden. Seine Mutter war am 22. Juli 1914 gestorben, als Leonhard gerade fünf Jahre alt war.

Rosa Sekkel und Leonhard Podlescher heirateten am 2. September 1938 in Hamburg. Für Leonhard Podlescher war es die zweite Ehe. Von seiner ersten Ehefrau hatte er sich kurz zuvor scheiden lassen. im Februar 1939 flohen Leonhard Podlescher, seine Ehefrau Rosa und zwei Kinder (eventuell aus Leonhard Podleschers erster Ehe) über Antwerpen in die USA. (Dort änderten sie ihren Nachnamen in Palmer.)

In Hamburg zurück blieb Anna Sekkel. Sie bemühte sich immer wieder um Arbeit als Kontoristin in unterschiedlichen Betrieben. Als Jüdin hatte sie aber keine Chance mehr, über einen längeren Zeitraum eine Arbeitsstelle zu finden und diese dann auch zu halten. So musste sie häufig wechseln, z. B. arbeitete sie bei der Firma Rosenbaum am Großen Burstah 34, bei Gebrüder Robinsohn am Neuen Wall 25-33, bei Wolf Hammer in der Grindelallee 133 und bei Adolf Gabriel im Woldsenweg 2 in Hamburg. Bis 1937 verzeichnete ihre Kulturssteuerkarte noch Einkünfte in Höhe von 120 RM monatlich, doch danach wurde sie von der Steuerpflicht befreit, d.h. sie verfügte nur über ein sehr geringes Einkommen, wenn sie nicht gar von der Gemeinde unterhalten werden musste.

Am 6. Dezember 1941 wurde Anna Sekkel nach Riga deportiert, im Lager Jungfernhof verliert sich ihre Spur.

Zum Schicksal der Familie von Anna und Alfred Sekkel:
John Jacob (geb. 3.8.1885), verstarb am 6. April 1886 in Hamburg.
Seraphine Jacob (geb. 18.4.1887), verstarb am 18. Juli 1887 in Hamburg.
Leopold Friedrich Jacob (geb. 18.12.1893) verstarb im 1. Weltkrieg am 9. November 1916 in Russland. An ihn erinnert eine Inschrift auf dem Ehrendenkmal der auf dem Ehrenhain beigesetzten Weltkriegsopfer.

Delfred Jacob (geb. 29.4.1883), und seine Ehefrau Jenny (geb. 3.9.1886) wurden ins Getto "Litzmannstadt"/Lodz deportiert und dort ermordet. Stolpersteine erinnern in der Straße Pilatuspool 15 an sie. Siehe www.stolpersteine-hamburg.de.

Frieda Warneck, geb. Jacob (geb. 4.8.1884), und ihre Tochter Ruth Warneck (geb. 5.10.1920) wurden nach Riga deportiert. Ruth überlebte die Zeit in Riga-Jungfernhof und wurde ins KZ Stutthof weiterdeportiert. Für beide liegen Stolpersteine in der Rutschbahn 15. Siehe www.stolpersteine-hamburg.de.

Martha Cohn, geb. Jacob (geb. 3.5.1888), hatte am 25.10.1936 Adolf Cohn geheiratet. Sie beging am 15.12.1941 Suizid, Adolf Cohn wurde 1943 in Auschwitz ermordet.
Ihre Stolpersteine liegen in der Rappstraße 24. Siehe www.stolpersteine-hamburg.de.
Zerline Peritz, geb. Jacob (geb. 16.8.1889) und ihr Ehemann Hermann Peritz (geb. 16.9.1882) wurden ins Getto Minsk deportiert. Ihre Stolpersteine liegen in der Wandsbeker Chaussee 104. Siehe www.stolpersteine-hamburg.de

Zum Schicksal der Brüder von Alfred Sekkel:
Seine Brüder Jaques (geb. 16.8.1888) und Richard (geb. 5.8.1890) Sekkel wanderten 1933 mit ihren Familien nach Brasilien aus.

Stand: Mai 2020
© Bärbel Klein

Quellen: StaH; 1; 2; 4; 5; 8; 213-13_13965; 213-13_14661; 213-13_25396; 214-1_203; 351-11_14363; 351-11_34951; 351-11_39751; 351-11_44595; 351-11_45670; 351-11_7643; 351-11_47894; 351-14_1041; 351-14_1321; 351-14_1807; 351-14_1959; 351-14_1974; 332-5_1012/1881; 332-5_114/1883; 332-5_2077/1883; 332-5_3664/1884; 332-5_4281/1885; 332-5_4438/1886; 332-5_2009/1887; 332-5_2255/1887; 332-5_2231/1888; 332-5_3886/1888; 332-5_754/1891; 332-5_4719/1893; 332-5_3487/1889; 332-5_3296/1890; 332-5_51/1903; 332-5_245/1913; 332-5_677/1913; 332-5_255/1916; 332-5_288/1916; 332-5_778/1916; 332-5_2136; 332-5_759/1918; 332-5_240/1919; 332-5_475/1919; 332-5_1029/1921; 332-5_576/1929; 332-5_607/1936; 332-5_213/1937; 332-5_406/1940; 332-5_445/1941; 331-5_3 Akte 1945/1941; 522-1_1066; Stadtarchiv Gudensberg Nr. 52/1886; ITS Archives Bad Arolsen Digital Archive Korrespondenzakte 1.2.4.1 / 7105 Archivnummer [12650952] Einsicht am 9.3.2017; ITS Archives Bad Arolsen Digital Archive Korrespondenzakte 1.2.4.1 / 7105 Archivnummer [99094924] Einsicht am 9.3.2017.

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