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Bereits verlegte Stolpersteine



Arthur Schmidt * 1908

Zeughausstraße / Ecke Rothesoodstraße (Hamburg-Mitte, Neustadt)


HIER WOHNTE
ARTHUR SCHMIDT
JG. 1908
IM WIDERSTAND / KPD
VERHAFTET 29.3.1933
"VORBEREITUNG HOCHVERRAT"
HINGERICHTET 19.5.1934
GEFÄNGNIS HOLSTENGLACIS

Arthur Wilhelm Schmidt, geb. 24.1.1908 in Hamburg, hingerichtet am 19.5.1934 im Untersuchungsgefängnis Holstenglacis 3

Zeughausstraße / Ecke Rothesoodstraße (früher Zeughausstraße 37)

Arthur Wilhelm Schmidt war am 24. Januar 1908 in Hamburg geboren worden. Er hatte das Tischlerhandwerk erlernt. Am 16. Februar 1929 heiratete er die Arbeiterin Henny Auguste Jante (geb. 1.12.1908). Beide wohnten zum Zeitpunkt der Eheschließung in der Marienstraße 47 (ab 1940 Jan-Valkenburg-Straße). Arthur Schmidt war politisch organisiert, er hatte sich der Kommunistischen Partei Deutschland (KPD) und der 1924 gegründeten Schutz- und Wehrorganisation der KPD, dem Rotfrontkämpferbund (RFB) angeschlossen.
Der RFB sicherte während der Weimarer Republik Wahllokale und Kundgebungen der KPD und war in diverse Straßenkämpfe mit Mitgliedern der NSDAP und der SA verwickelt, auch als der RFB nach dem "Blutmai" 1929 verboten wurde.

Nach Angaben seiner Frau Henny war Arthur Schmidt einer der aktivsten Kämpfer des Verbandes und wurde am 29. März 1933 nach einer Demonstration verhaftet. Er wurde beschuldigt, sich an Überfällen der "Roten-Marine-Neustadt" auf NSDAP-Verbände beteiligt zu haben.

Am 15. März 1934 verurteilte ihn das Hanseatische Sondergericht wegen "Landfriedensbruch" zu acht Jahren Zuchthaus. Es ging in dem Prozess um den Überfall am 26. Februar 1933 auf das "NS-Verkehrslokal" an den Brodschrangen, bei dem drei Passanten und ein Polizist verletzt wurden.
In einem zweiten Verfahren ging es um Straßenkämpfe zwischen der "Roten-Marine-Neustadt" und Verbänden der NSDAP. Am 19. Mai 1932 waren sie Ecke Herrengraben/ Pulverthurmbrücke zusammengestoßen, ein SA-Mann wurde durch Messerstiche tödlich verletzt, weitere am 26. Juni 1932 in der Helgoländer Allee und am 2. November 1932 in der Admiralitätsstraße. Als vierter Fall wurde der Überfall auf das "SA-Marine-Sturmlokal Adler-Hotel" in der Schanzenstraße am Abend des 21. Februar 1933 verhandelt. Zwei unbeteiligte Passanten waren dabei getötet worden.
Arthur Schmidt und die Mitangeklagten Jonny Dettmer, Hermann Fischer, Alfred Wehrenberg, Robert Richartz, Walter Dröse, Franz Ruhnow und Klaus Stockfleth wurden am 2. Mai 1934 wegen "schweren Landfriedensbruch in Tateinheit mit gemeinschaftlich versuchten Mord" zum Tode verurteilt (die Todesstrafe der vier Letztgenannten wurde am 18. Mai 1934 vom Reichsstatthalter Karl Kaufmann in lebenslange Zuchthausstrafe umgewandelt). Am 19. Mai 1934, an einem Sonnabend, morgens um 6 Uhr 15 wurde das Urteil gegen den 26-Jährigen Arthur Schmidt im Hof des Untersuchungsgefängnis Holstenglacis vollstreckt.

Henny Schmidt war am Tag der Urteilsverkündung im Gerichtssaal anwesend. Sie wurde am Tage der Urnen-Beisetzung auf dem Ohlsdorfer Friedhof am Grab ihres Mannes, wie die meisten der Trauergäste, wegen illegaler Versammlung verhaftet. Vom 9. Juni 1934 bis zum 28. Juli 1934 wurde sie im Polizeigefängnis Fuhlsbüttel inhaftiert. Ihre Bibliothek mit Büchern von Maxim Gorki etc. war nach einer Hausdurchsuchung von der Gestapo beschlagnahmt worden.
Henny Schmidt musste einen Teil ihres Hausrates veräußern und zog zu Freunden, die jedoch kurz darauf selbst in Haft gerieten. Am 29. Dezember 1935 ging sie eine zweite Ehe mit Ernst Liebers ein und wohnte in der Stresowstraße 24 im Billwerder Ausschlag (heute Rothenburgsort). Henny Liebers engagierte sich weiter politisch. Nach eigenen Angaben versorgte sie den bekannten Arbeiterführer und Bürgerschaftsabgeordneten der KPD Etkar André (s. dort) und dessen Lebensgefährtin Martha Berg nach deren Festnahme mit Lebensmittelpaketen und frischer Wäsche.

Etkar André wurde am 4. November 1936 im Hamburger Untersuchungsgefängnis Holstenglacis hingerichtet. An ihn erinnern Stolpersteine vor dem Hamburger Rathaus und in der Adlerstraße 12 in Hamburg-Barmbek, an Jonny Dettmer in der Auenstraße 2a (s. Stolpersteine in Hamburg-Eilbek).

Stand: August 2020
© Susanne Rosendahl

Quelle: StaH 351-11 AfW 32988 (Liebers, Henny); StaH 332-5 Standesämter 13201 Nr. 79/1929; StaH 332-5 Standesämter 1023 Nr. 170/1934; StaH 731-9 Polizeibehörde 202; StaH 213-11 LO 08413/47 Band 3; StaH 213-11 LO 125/36.

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