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Bereits verlegte Stolpersteine



Stolperstein für Friedrich Kaiser
Stolperstein für Friedrich Kaiser

Friedrich Kaiser * 1876

Wilstorfer Straße 86 (Harburg, Harburg)


HIER WOHNTE
FRIEDRICH KAISER
JG. 1876
EINGEWIESEN 1943
HEILANSTALT LANGENHORN
"VERLEGT" 22.10.1943
HEILANSTALT
MESERITZ / OBRAWALDE
ERMORDET 12.11.1943

Friedrich Kaiser, geb. am 7.8.1876 in Harburg, am 30.8.1943 eingewiesen in die Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn, "verlegt" in die Landesheilanstalt Meseritz-Obrawalde am 23.10.1943, dort ermordet am 12.11.1943

Wilstorfer Straße 86, Harburg

Über das Leben des am 7. August 1876 in Harburg geboren Friedrich Kaiser ist wenig bekannt. Er war Arbeiter und hatte keinen Beruf erlernt. Wo, in welchem Betrieb er gearbeitet hat, ist nicht bekannt.

Mit seiner früh verstorbenen Ehefrau hatte er drei Kinder. Friedrich Kaiser wohnte in der Wilstorfer Straße 86.

Wie aus der Krankengeschichte hervorgeht, war er 1920 an Wundstarrkrampf erkrankt. Später hatte er einen Schlaganfall, der zu beidseitigen Lähmungserscheinungen führte. Dadurch hatte er Probleme beim Gehen, zu Sprachschwierigkeiten kam es nicht. Wegen dieser gesundheitlichen Beeinträchtigungen war er spätestens ab 1929 nicht mehr arbeitsfähig und bezog eine Invalidenrente von 20 Mark.

In einem Gutachten des Gesundheitsamtes Harburg vom 26. August 1943 erklärte der Amtsarzt die Aufnahme des Friedrich Kaiser in die Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn wegen seniler Demenz für erforderlich, "weil der Kranke anstaltspflegebedürftig und für sich und die Umgebung gefährlich ist." Dieses Ergebnis wurde Friedrich Kaiser am 28. August 1943 mitgeteilt. In dem Schreiben mit dem Briefkopf "Der Polizeipräsident in Hamburg/Polizeiamt Harburg" hieß es, dass eine vorübergehende Unterbringung in Langenhorn erforderlich sei. Auf das Rechtsmittel der Beschwerde wurde hingewiesen. Allerdings folgte dann der Satz "Der Anbringung der Beschwerde wird jedoch gemäß § 53 aus Gründen des öffentlichen Interesses die aufschiebende Wirkung hiermit versagt."

Am 30. August 1943 wurde Friedrich Kaiser in die Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn eingeliefert. In dem Pflegebericht wurde er als "ruhiger Patient, der sich sauber hält" und "weiterhin geordnet in seinem äußeren Verhalten" beschrieben. Drei Wochen später wurde er in die Landesheilanstalt Meseritz-Obrawalde 'verlegt'.

In der Landesheilanstalt Meseritz-Obrawalde wurden ab Sommer 1942 Patienten systematisch ermordet. Nicht arbeitsfähige Patienten starben innerhalb kurzer Zeit, arbeitsfähige überlebten, solange ihre Arbeitskraft erhalten war. Die Alten und Kranken wurden durch Veronal, Morphium oder Luftinjektionen getötet.

Friedrich Kaiser wurde am 23. Oktober 1943 in der Landesheilanstalt Meseritz-Obrawalde "aufgenommen", er starb dort am 12. November 1943. Als Todesursache wurde "Allgemeiner Kräftever-fall" angegeben.

Stand: März 2022
© Margrit Rüth

Quellen: Staatsarchiv Hamburg 352-8/7 Abl. 1/1995 Nr. 32146; Adressbuch der Stadt Harburg 1922; Adressbuch Harburg-Wilhelmsburg 1928; Jenner, Wunder: Hamburger Gedenkbuch Euthanasie-DIE TOTEN 1939-1945 S. 287; Thomas Beddies: Die pommersche Landesheilanstalt Obrawalde im brandenburgischen Kreis Meseritz 1939-1945, in: Baltische Studien. Band 84, S. 85–114.

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