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Anna Podolitsch (geborene Antonenko) * 1923

Schnackenburgallee 177-179 (Eimsbüttel, Eidelstedt)


HIER INTERNIERT
LAGER "RUSSMANN"
ANNA PODOLITSCH
GEB. ANTONENKO
JG. 1923
UKRAINE
ZWANGSARBEIT
BUTELLA WERK
SCHICKSAL UNBEKANNT

Weitere Stolpersteine in Schnackenburgallee 177-179:
Knabe Podolitsch

Knabe Podolitsch, geb. am 1.5.1945 in Hamburg, verstorben am 6.5.1945 in Hamburg

Anna Podolitsch, geb. Antonenko, geb. am 11.12.1923 in Petrowka/Charkow, Zwangsarbeit, Schicksal unbekannt

Schnackenburgallee 177–179 (Eidelstedt), ehemals "Lager Russmann" Gemeinschaftslager

Der Knabe mit dem Nachnamen Podolitsch kam am 1. Mai 1945 in Hamburg zur Welt. Er erhielt keinen Vornamen.

Seine Eltern, Anna, geb. Antonenko, geb. am 11.12.1923 in Petrowka/Charkow, und Feofan Podolitsch, geb. am 16.10.1923 Nikolajew, stammten aus der Ukraine. Aus ihrer Heimat verschleppt, kamen sie nach Hamburg-Eidelstedt und wurden als "Ostarbeiter" im "Lager Russmann", dem ehemaligen Butella-Werk, in der Schnackenburgallee 177/179 untergebracht. Feofan Podolitsch, in der Werksliste als "Schüler" bezeichnet, musste seit dem 10. April 1942 für die Menck & Hambrock GmbH, Maschinenfabrik, Zwangsarbeit leisten; Anna Podolitsch war entweder auch dort oder für die Norddeutsche Leichtmetall- und Kolbenwerke GmbH (Noleiko), die Eyring & Scheelke, Eisengießerei als Zwangsarbeiterin tätig und in dieser Zeit schwanger.

Einen Tag vor der Geburt ihres Kindes wurde sie in der Universitätsklinik Eppendorf aufgenommen. Sie brachte in einer Spontangeburt am 1. Mai 1945 um 1:50 Uhr einen "reifen Knaben" zur Welt. Er war 50 cm groß und 3000 Gramm schwer. Während des siebentägigen Wochenbettes in "P 26" (Pavillon 26) litt Anna Podolitsch einige Tage unter Fieber, an einem Tag waren es 40 Grad.

Fünf Tage später, Hamburg hatte bereits kapituliert und war an die britische Armee übergeben worden, verstarb ihr neugeborener Knabe dort im Krankenhaus am 6. Mai 1945 um 3:00 Uhr. In der Todesanzeige der Universitätsklinik ist als Todesursache "Skleroedem" (Schwellung und Verhärtung der Haut infolge schwerster Ernährungsstörungen, Lebensschwäche und Unterkühlung) und als unterzeichnender Arzt Debes angegeben.

Der Knabe Podolitsch wurde 5 Tage alt.

Elf Tage nach seinem Tod fand seine Beisetzung am 17. Mai 1945 auf dem Friedhof Ohlsdorf statt, ohne Sarg, Grablage: AE 41, Reihe 7, Nr. 7. Sein Grab ist nicht erhalten. Ende der 1950er-Jahre wurde es eingeebnet, zusammen mit mindestens elf weiteren Gräbern der Säuglinge von Zwangsarbeiterinnen, die am selben Tag ohne Sarg dort begraben worden waren.

Zwei Tage nach seinem Tod, am Tag des Kriegsendes, wurde Anna Podolitsch am 8. Mai 1945 aus dem Krankenhaus in die Freiheit entlassen.

Stand: Januar 2024
© Margot Löhr

Quellen: Standesamt Hamburg-Eppendorf Geburtsregister 922/ 1945/Nr. 22; Geburtenbuch 1945 Universitätsklinik Eppendorf, Nr. 193/2223; StaH 131-1 II, 517 Listen der in Hamburg während des Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommenen Ausländer. Band 2: Sowjetbürger, Polen, Niederländer und Belgier, S. 81; StaH 332-5 Standesämter, Sterberegister 9959 u. 1061/1945 Podolitsch; StaH 332-5 Sterbefallsammelakten 64306 u. 1061/1945 Podolitsch; http://www.zwangsarbeit-in-hamburg.de, eingesehen 17.2.2016; Archiv Friedhofsverwaltung Ohlsdorf, Beerdigungsregister 1945; Arolsen Archives, DocID: 70644098, 70644152.

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