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Max Magnus * 1862

Neustädter Straße ggü. Stadtteilschule am Hafen, Eingang Kinderspielplatz (Hamburg-Mitte, Neustadt)


HIER WOHNTE
MAX MAGNUS
JG. 1862
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 13.1.1944

Max Magnus, geb. 16.3.1862 in Hamburg, deportiert am 19.7.1942 nach Theresienstadt, dort verstorben am 13.1.1944

Neustädter Straße, gegenüber der Stadtteilschule am Hafen, Eingang Kinderspielplatz (Neustädter Straße 109/111)

Max Magnus wurde am 16. März 1862 in Hamburg geboren und war bereits in jungen Jahren ganz auf sich allein gestellt. Seine Eltern, die nicht miteinander verheiratet waren, starben beide früh. Die Mutter Minna Magnus verlor er mit vierzehn Jahren. Nach ihrem Tod fand er Aufnahme bei seinem Vater Bernhard Belgrad (oder Belgard), der aus Berlin stammte und zwei Jahre später starb. Max Magnus musste nach seiner Schulzeit an der Talmud Tora Schule seinen Lebensunterhalt selbst verdienen.

Von 1882 bis 1885 leistete er Militärdienst und lernte dann die evangelische Johanna Auguste Juliane Henrichs (geb. 10.11.1857) kennen. Am 14. Oktober 1888 heirateten sie. Zu dieser Zeit wohnte er im Neuen Steinweg 92 und sie im nahegelegenen Rademachergang 41/42. Sechs Monate nach der Eheschließung ließ sich Max Magnus taufen, am nächsten Tag fand die kirchliche Trauung statt. Das Ehepaar Magnus bekam zwei Söhne: Hans Willy Henry Gustav wurde am 7. Juli 1889 in der elterlichen Wohnung in der Peterstraße 15 geboren, Wilhelm Martin Paul folgte am 7. Oktober 1891.

1903 zog Familie Magnus in die Kurzestraße 11 (heute Kurze Straße) und 1909 in einen Neubau Kurzestraße 12, wo sie eine Wäscherei betrieb. 1912 wechselte sie noch einmal, nun in die Kurzestraße 8. Die Wäscherei betrieb sie bis 1917. Max Magnus war Mitglied im "Kameradschaftsbund der 75er zu Hamburg" und der "Militärischen Kameradschaft von St. Pauli 1887", nahm aber am Ersten Weltkrieg aufgrund seines Alters nicht mehr teil, sondern arbeitete in Hamburg als Kutscher. Sein jüngster Sohn Wilhelm, der zum "Dragoner-Regiment 9" eingezogen wurde, kam bereits wenige Wochen nach Kriegsbeginn, am 5. September 1914 im französischen Vandières ums Leben.

Wilhelm und sein Bruder Hans hatten nach ihrer Schulzeit eine Ausbildung zum Elektromonteur absolviert. Hans heiratete am 28. Juni 1919 Pauline Franziska Stachowski (geb. 6.12.1893), das junge Paar lebte fortan in Altona.
Max und Johanna Magnus gaben ihre Wohnung in der Kurzestraße auf und zogen in die damals mit Wohnhäusern dicht bebaute, nahegelegene Neustädter Straße 109/111. Ins Hamburger Adressbuch ließ Max für sich nun die Berufsbezeichnung "Arbeiter" eintragen.

Im Rentenalter bezog er 56 Reichsmark monatlich, zudem war er noch als Hausmeister und Bote bei dem früheren Bürgermeister und Rechtsanwalt Carl August Schröder (geb. 21.11.1855, gest. 3.11.1945) im Mittelweg 119 beschäftigt. Am 23. Juni 1930 verstarb Auguste Magnus im Alter von 72 Jahren, danach wurde Max Magnus im Haushalt der Schröders mit verpflegt.

Nach einem Oberschenkelbruch und seiner Genesung in einem Krankenhaus wurde Max Magnus im September 1937 nach Hause entlassen. Fünf Monate später, am 26. Januar 1938, wurde er aufgrund einer Denunziation verhaftet. Jemand hatte den mittlerweile 76-Jährigen beschuldigt, mit der 54 Jahre alten Tochter einer langjährigen, bereits verstorbenen Bekannten, die ihm wöchentlich die Wohnung in der Neustädter Straße in Ordnung hielt und ihm die Wäsche machte, eine sexuelle Beziehung zu unterhalten. Die "Nürnberger Gesetze" vom 15. September 1935 verboten nicht nur Eheschließungen zwischen jüdischen und nichtjüdischen Partnern, sondern stellten auch außereheliche Beziehungen unter Strafe.

Am 8. Juni 1938 verurteilte das Landgericht Hamburg Max Magnus wegen "Rassenschande" zu zwei Jahren Zuchthaus. Die Untersuchungshaft wurde angerechnet, da er, wie es in der Urteilsbegründung hieß, von Anfang an geständig war. Nach seiner Haftentlassung wurde Max Magnus - wie alle Personen jüdischer Herkunft, ob sie dem jüdischen Glauben angehörten oder konvertierten - aufgrund der 10. Verordnung zum Reichsbürgergesetz zwangsweise als Mitglied der "Reichsvereinigung der Juden in Deutschland" geführt. Er wurde in das Altenheim des Jüdischen Religionsverbandes, seit 1938 die offizielle Bezeichnung der ehemaligen Jüdischen Gemeinde Hamburg, in die Schlachterstraße 40/42 in ein "Judenhaus" eingewiesen. Seine Wohnung in der dritten Etage der Neustädter Straße hatte sein Sohn Hans, der als Werkmeister im Herkloßgang 7 lebte, noch während der Haftzeit seines Vaters auf Anordnung der Gestapo auflösen müssen. Die Einrichtung sowie die persönlichen Gegenstände seiner Eltern blieben dort zurück.

Am 19. Juli 1942 wurde Max Magnus in einem Transport mit weiteren 803 Personen aus Hamburg ins Getto nach Theresienstadt deportiert. Am 13. Januar 1944, kurz vor seinem 82. Geburtstag, verstarb er.

Stand: Juli 2018
© Susanne Rosendahl

Quellen: 1; StaH 213-11 Staatsanwaltschaft Landgericht Hamburg 07667/38; StaH 351-11 AfW 11233 (Magnus, Hans); StaH 332-5 Standesämter 2730 u 1283/1888; StaH 332-5 Standesämter 2201 u 3013/1889; StaH 332-5 Standesämter 2260 u 4248/1894; StaH 332-5 Standesämter 703 u 758/1914; StaH 332-5 Standesämter 7115 u 1018/1930; StaH 522-1 Jüdische Gemeinde Nr. 992 e 2 Band 5.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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