Namen, Orte und Biografien suchen


Bereits verlegte Stolpersteine



Bertha Töpfer * 1878

Schorchtstraße 32 (Harburg, Harburg)

Auschwitz
ermordet 1944 Auschwitz

Bertha Töpfer, verw. Pempe, geb. Klein, geb. am 10.3.1878 in Skungirren, 1943 Deportation nach Auschwitz, dort Tod im Juni 1944

Stadtteil Harburg-Altstadt, Schorchtstraße 32

Die Romny (Angehörige des Roma-Volkes) Bertha Klein wurde im Kreis Insterburg im früheren Ostpreußen geboren. Ihre Eltern waren Eduard und Florentine Klein, geb. Anton. Bertha Klein kam vor dem Ersten Weltkrieg nach Harburg und heiratete hier am 27. Juni 1902 den Fabrikarbeiter Wilhelm Pempe, geb. am 28.1.1875 in Ballgarden, Kreis Tilsit. Sie wohnten ab 1898 in der Hohen Straße 33, dann an verschiedenen Adressen im Phoenix-Viertel, ab 1913 in der Müllerstraße 5 und später (1917) an der Straße Am Wall 11a. Sie bekamen sechs Kinder: Otto (geb. am 24.1.1903), Walter (geb. am 29.6.1905), Georg (geb. am 20.10.1907), Bertha (geb. am 21.7.1910), Afred (geb. am 11.6.1913) und Wilma (geb. am 1.6.1916). Im Ersten Weltkrieg wurde Wilhelm Pempe eingezogen und kam am 21. November 1917 in Frankreich ums Leben. Seine Witwe wohnte 1922 in der Bokelmannstraße 6b (heute: Grupenstraße).

Am 19. Dezember 1925 heiratete sie den Arbeiter Hermann Töpfer, geb. am 7.12.1884 in Alfeld. Ihr zweiter Mann starb am 27. Mai 1927. In den Folgejahren ließ sie sich in den Adressbüchern als Witwe eintragen z. B. 1938, wohnhaft in der Dritten Twiete Nr. 3. Zuletzt lebte sie in Harburg in der Schorchtstraße 50. Das Haus stand gegenüber dem heutigen Haus Nr. 32.

Nach der Rassegesetzgebung der Nationalsozialisten wurden ihre Familieangehörigen als "Zigeuner" und "Zigeunermischlinge" eingestuft. Die NS-Führung beschloss, nachdem Umsiedlungspläne für Sinti und Roma verworfen worden waren, sie in Vernichtungslager zu deportieren. Im Jahre 1943 gingen vom Hamburger Lohseplatz zwei Transporte mit Sinti nach Auschwitz. Im ersten Transport am 11. März 1943 mit 328 Menschen befand sich Bertha Töpfer mit ihrem Sohn Georg Pempe, dessen Ehefrau Hulda und deren Tochter Suleika Klein. Im Juni 1944 verstarb Bertha Töpfer in Auschwitz an Typhus.

Ein anderer Sohn Bertha Töpfers, Walter Pempe, wurde mit dem zweiten Transport (26 Menschen) am 18. April 1944 nach Auschwitz deportiert. Nach der Evakuierung des Vernichtungslagers und einem Todesmarsch nach Westen starb er in einem Krankenhaus in Bayern.

Ein weiterer Sohn, der Tischler Alfred Pempe, wurde 1939 eingezogen. Er heiratete 1943, kurze Zeit danach wurde er als "Zigeunermischling" aus der Wehrmacht entlassen und musste sich bei der Hamburger Gestapo im Stadthaus melden. Ihm wurde Kastration angedroht, er durfte Hamburg nicht ohne Genehmigung verlassen und hatte unter Gestapo-Aufsicht Zwangsarbeit zu leisten. Er befürchtete, wie seine Mutter und seine beiden Brüder Georg und Walter auch nach Auschwitz deportiert zu werden, überlebte aber die NS-Zeit. Er wurde 1943 ausgebombt und nach Twistringen bei Bremen evakuiert.

Nach dem Krieg wohnte er mit seinem Bruder Otto Pempe in der Hoppenstedtstraße 30, seine Schwester Bertha Kleinfeld (geb. Pempe) war seine Nachbarin (Hoppenstedtstraße 38).

© Hans-Joachim Meyer

Quellen: VVN-BdA Harburg (Hrsg.), Die anderen, S. 210f.; StaH, 332-8 Meldewesen, A44, A46; StaH, 351-11, AfW, Bertha Töpfer; StaH, Adressbücher Harburg-Wilhelmsburg und Hamburg; VVN, Komitee-Akten; Mitteilungen des StaH.

druckansicht  / Seitenanfang