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Bereits verlegte Stolpersteine



Erich Kollmorgen * 1897

Schwenckestraße 48 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)


gedemütigt / entrechtet
Flucht in den Tod 06.11.1938

Erich Kollmorgen, geb. am 11.3.1897 in Hamburg, Selbstmord am 6.11.1938 in Hamburg

Schwenckestraße 48

Durch eine Eheschließung versuchten viele homosexuelle Frauen und Männer ihrer gesellschaftlichen Ächtung zu entgehen und insbesondere in der Zeit des Nationalsozialismus sich vor Verfolgung zu schützen. Eine solche "Flucht in die Ehe" stellte für diese Partnerschaften und deren Familien oft eine fürchterliche Qual dar und war von Selbstbetrug und Lebenslügen begleitet. Einen grundsätzlichen Schutz vor der Polizei stellte eine Ehe für Homosexuelle jedoch nicht her, da Ermittlungen bei Hinweisen auf homosexuelle Kontakte grundsätzlich in alle Richtungen durchgeführt wurden und bisweilen wegen der angeblich fehlenden "Geschlechtsnot" verheiratete Männer sogar höher bestraft wurden.

Zu diesem Personenkreis zählte auch der 1897 in Hamburg als Sohn des Kaufmanns August Kollmorgen und Bertha, geb. Damnitz, geborene Wagenmeister der Hamburger Hochbahn AG Erich Kollmorgen. Seit 1921 war er mit der aus Hannover stammenden Kontoristin Margarethe, geb. Holz, verheiratet. Die Ehe blieb kinderlos.

Über seine homosexuelle Veranlagung gibt nur noch eine Polizeiakte über "unnatürliche Sterbefälle" Auskunft, die nach seinem leblosen Auffinden am 6. November 1938 in der Küche der gemeinsam bewohnten Dreizimmerwohnung in der Schwenckestraße 48 angefertigt wurde. Er hatte sich in der Küche mit Leuchtgas vergiftet. Auf Befragen durch die Polizei gab seine Ehefrau an, dass ihr Mann "vor einigen Jahren homosexuellen Verkehr gehabt" habe. Weiter hieß es im Verhörprotokoll: "Sie nehme an, dass ihr Mann insbesondere in letzter Zeit gleichen Verirrungen nachgegangen ist […]. Er habe ihr erklärt, er hätte nicht heiraten dürfen, denn er habe sie belogen und betrogen. [...] Weil er sich auch verfolgt glaube, nehme sie an, dass er wieder einen homosexuellen Verkehr aufgenommen hat und aus irgendeinem Grunde befürchtet, dass dieser Verkehr zur Kenntnis der Behörden gelangen könnte. Schon vor Jahren habe ihr Mann durch Öffnen der Pulsadern Selbstmord begehen wollen."

Vor dem letzten Wohnsitz von Erich Kollmorgen im Parterre der Schwenckestraße 48 erinnert ein Stolperstein an sein Schicksal.

© Bernhard Rosenkranz(†) / Ulf Bollmann

Quellen: StaH 331-5 Polizeibehörde – Unnatürliche Sterbefälle, 1693/38; Rosenkranz/Bollmann/Lorenz, Homosexuellen-Verfolgung, S. 151–154 u. 226.

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