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Max Löwe * 1889
Zimmerstraße 29-33 (Hamburg-Nord, Uhlenhorst)
HIER WOHNTE
MAX LÖWE
JG. 1889
DEPORTIERT 1944
AUSCHWITZ
ERMORDET 24.11.1944
STUTTHOF
Weitere Stolpersteine in Zimmerstraße 29-33:
Amanda Ada Löwe
Max Löwe, geb. 30.5.1889 in Hamburg, ab 1943 mehrfach inhaftiert im KZ Fuhlsbüttel und Neuengamme, am 7.8.1944 in das KZ Auschwitz überstellt, ermordet im KZ Stutthof am 24.11.1944
Amanda (Ada) Henny Struss, geb. Löwe, verw. Hampel, gesch. Kristeller, geb. 5.7.1921 in Hamburg, 1943 inhaftiert im Polizeigefängnis Fuhlsbüttel (bekannt als Kola-Fu), am 25.9.1943 überstellt in das KZ Ravensbrück, 1945 auf dem Todesmarsch befreit
Zimmerstraße 29-33 (Uhlenhorst)
In dieser Biografie werden die Lebensgeschichten zweier jüdischer Menschen zusammengefasst, die sich in einer größeren Gruppe gegen das NS-Regime engagierten: Max Löwe und seine Tochter Amanda.
Max Löwe kam am 30. Mai 1889 in der 2. Marienstraße in Hamburg-Neustadt zur Welt. Er war das älteste der drei Kinder des Maschinenbauers Amandus Löwe und seiner Ehefrau Jette, geborene Posner. Beide Eltern bekannten sich zum jüdischen Glauben.
Am 18. Januar 1892 wurde die Schwester Fanny und vierzehn Monate später, am 27. März 1893, der Bruder Eduard Löwe als jüngstes Kind geboren.
Über Kindheit und Jugend von Max Löwe und seinen Geschwistern ist uns wenig bekannt. Eduard Löwe erhielt eine Ausbildung zum Hochbautechniker. Fanny war als Kontoristin tätig. Sie überlebte den Nationalsozialismus.
Max‘ Vater Amandus starb am 11. August 1910 im Alter von 59 Jahren, seine Mutter Jette am 26. März 1918 im Alter von 65 Jahren. Sie musste noch den Tod ihres Sohnes Eduard erleben, der sich zu Beginn des Ersten Weltkrieges freiwillig als "Einjähriger" zum Militär gemeldet hatte und als Unteroffizier am 17. September 1914 im Alter von 21 Jahren bei Chevillecourt nordöstlich von Paris durch einen Kopfschuss sein Leben verlor.
Max Löwe heiratete am 15. April 1922 die Protestantin Auguste Marie Orth, geboren am 22. Mai 1890 in Altona (heute ein Teil von Hamburg). Bereits am 5. Juli 1921 war ihre Tochter Amanda Henny, die immer Ada genannt wurde, zur Welt gekommen. Die Familie wohnte dauerhaft in der Zimmerstraße 29-33 in Hamburg-Uhlenhorst.
Max Löwe war beruflich erfolgreich. Er brachte es bei einer Im- und Exportfirma bis zum Prokuristen.
Am 1. Juli 1933 wurde Max Löwe zwangsweise in den erzkonservativen Deutschen Handlungsgehilfen-Verband eingegliedert und zugleich wieder daraus entlassen, weil der Verband – wie er Max Löwe mitteilte – nach seiner Verbandssatzung Juden nicht als Mitglieder führte. Die danach folgende Arbeitslosigkeit endete im Januar 1934. Max Löwe fand eine Anstellung als Buchhalter bei den Strauss-Werken, Papierverarbeitung, in Bahrenfeld, verlor sie jedoch Ende 1938, nachdem das Unternehmen in nichtjüdischen Besitz übergegangen war. Ab Februar 1939 musste er zwangsweise bei verschiedenen Unternehmen arbeiten, u.a. in einer Wollkämmerei, beim Straßenbau, bei Planierarbeiten und schließlich bis Juli 1943 bei der Tauwerkfabrik Steen & Co. in Lokstedt.
Max Löwe und seine als Fotogehilfin tätige Tochter Amanda Henny (Ada) waren Teil des Widerstandes gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft in Hamburg. Beide gehörten zu einer Widerstandsgruppe, die heute unter der Bezeichnung "Etter-Rose-Hampel-Gruppe" bekannt ist. Sie war nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges aus früheren Freundeskreisen entstanden. Zu dieser Widerstandsgruppe gehörten auch der Maler Ernst Karl Richard Hampel, geboren am 16. Juni 1919 in Hamburg, und Max Karl Kristeller, geboren am 25. Juni 1906 in Hamburg. Beide sollten in Amanda Löwes Leben eine große Bedeutung einnehmen. Max Karl Kristeller entwickelte sich zur Führungsperson der Widerstandsgruppe.
Amanda Löwe und Ernst Hampel hatten sich in den 1930er Jahren bei einem Volkstanzkurs in der Volkshochschule kennengelernt. Sie verlobten sich im September 1939. Wegen Amandas jüdischer Herkunft erhielt das Paar jedoch keine Heiratserlaubnis. Sie lebten, wie Amanda nach dem Kriege erklärte, in einer "freien ehelichen Gemeinschaft", aus der am 12. April 1943 die Tochter Karin hervorging.
Anfang 1943 flog die Widerstandsgruppe durch Verrat des zu ihr gehörenden Herbert Lübbers auf. Während der nächsten Monate wurden mehrere Mitglieder der Widerstandsgruppe verhaftet, darunter Max Karl Kristeller am 5. Mai 1943 und Ernst Hampel am 2. Juni 1943.
Die nach Gößweinstein in Oberfranken evakuierte Familie Löwe traf es am 25. August 1943. An diesem Tag wurden Max Löwe und seine Tochter Amanda (Ada) "wegen kommunistischer Umtriebe" festgenommen. Sie waren von dem Gestapo-Spitzel Alfons Pannek verraten worden und wurden zunächst im Polizeigefängnis Fuhlsbüttel (bekannt als Kola-Fu) inhaftiert.
Max Löwe wurde am 31. Mai 1944 aus Fuhlsbüttel in das Konzentrationslager Neuengamme und im Juli zusammen mit weiteren jüdischen Häftlingen zurück in das Polizeigefängnis Fuhlsbüttel überstellt. Von dort wurde er am 7. August 1944 mit einem Sondertransport in das KZ Auschwitz deportiert. Mit diesem Transport wurde auch Max Kristeller nach Auschwitz verschleppt.
Von Auschwitz wurde Max Löwe in das KZ Stutthof östlich von Danzig verbracht, wo er angeblich am 24. November 1944 zu Tode kam. Dies teilte die Gestapo Amanda Löwe mit. Die näheren Umstände kennen wir nicht. In der Gedenkstätte des ehemaligen KZ Stutthof sind keine Hinweise auf Max Löwe auffindbar.
Am 25. September 1943 wurde Amanda Löwe wahrscheinlich zusammen mit Clara Clasen und deren Tochter Barbara Dollwetzel, beides Kameradinnen aus der Widerstandsgruppe, von Fuhlsbüttel in das Konzentrationslager Ravensbrück eingeliefert. Amanda Löwe erhielt die Gefangenennummer 41029, Clara Clasen die Gefangenennummer 37300 und ihre Tochter Barbara Dollwetzel die Gefangenennummer 37301. Wir wissen nicht, wie es den drei Frauen dort im Einzelnen erging.
Parallel zum Rückzug der Deutschen Wehrmacht im Osten wurden auch die Konzentrationslager geräumt, ab April 1945 neben anderen auch Ravensbrück. Bei der letzten Zählung im Hauptlager am 26. April 1945 wurden noch 30 994 weibliche Häftlinge registriert. Nachdem am 24. und 26. April männliche Häftlinge zum Außenlager Malchow und in Richtung Ludwiglust getrieben worden waren, ließ SS-Sturmbannführer und Lagerkommandant Fritz Suhren die im Lager verbliebenen Frauen zusammentreiben und in Kolonnen einteilen. Es gab keinen konkreten Zielort für die Kolonnen, sie irrten unorganisiert in die Gegend von Wesenberg oder Richtung Neustrelitz und Mirow, zum Teil erreichten sie den Raum Schwerin. Die letzten verließen das Lager am 28. April 1945. Peter Offenborn berichtet in der Biografie über Wilhelm Clasen (www.stolpersteine-hamburg.de), dass Clara Clasen und Barbara Dollwetzel am 28. April von alliierten Streitkräften befreit wurden. Über Amanda Löwes Schicksal nach der Auflösung des KZ Ravensbrück liegen keine Einzelheiten vor, nur soviel: auch sie soll von alliierten Streitkräften befreit worden sein.
Ernst Hampel wurde am 4. und 5. Januar 1945 vor dem Volksgerichtshof Berlin wegen Vorbereitung zum Hochverrat, Feindbegünstigung und Wehrkraftzersetzung der Prozess gemacht. In der Anklageschrift hieß es u.a.: "Er hat in Hamburg nach Kriegsbeginn, insbesondere 1942 bei Zusammenkünften mit dem Halbjuden Max Kristeller u. a. die politische und Kriegslage im defaitistischen und kommunistischen Sinn erörtert, die Niederlage Deutschlands herbeigewünscht und zum Zusammenhalten im Hinblick auf den erwarteten kommunistischen Umsturz aufgefordert." Am 5. Januar 1945 verhängte das Gericht gegen Ernst Hampel die Todesstrafe, die am 20. April 1945 im Zuchthaus Brandenburg an der Havel vollstreckt wurde. (zu Ernst Hampel ausführlich in www.stolpersteine-hamburg.de)
Max Kristeller überlebte durch einen glücklichen Umstand. Bei seiner Ankunft in Auschwitz soll er während der Selektion auf der Todesrampe gestolpert sein. Beim Wiederaufrichten habe er sich auf die Seite der Arbeitskolonne schlagen können.
Amanda Löwe kämpfte nach dem Krieg für die nachträgliche Anerkennung ihrer Beziehung mit Ernst Hampel als Ehe. Sie setzte sich nach anfänglicher Ablehnung durch die Behörden schließlich durch. Die Ehe wurde nachträglich am 7. März 1946 legitimiert, und Amanda Löwe war damit auch offiziell Witwe. Sie trug nun den Nachnamen Hampel, die gemeinsame Tochter erhielt den Nachnamen ihres leiblichen Vaters.
Amanda Hampel und Max Kristeller, Amandas Kamerad aus der Widerstandszeit, nahmen nach seiner Befreiung ihre frühere Bekanntschaft wieder auf. Sie heirateten später.
An Max Löwe und seine Tochter Amanda erinnern Stolpersteine in der Zimmerstraße 29-33 in Hamburg-Uhlenhorst.
Außer Max Löwe und Ernst Hampel mussten weitere Mitglieder der Gruppe Etter-Rose-Hampel für ihre Überzeugung mit dem Leben bezahlen:
Wilhelm Clasen, geboren am 30. Januar 1883, umgekommen am 3. Mai 1945 beim Untergang der "Cap Arcona" (s.a. Wilhelm Georg Clasen, www.stolpersteine-hamburg.de). Erika Ilse Etter, geboren am 22. September 1922, in der Nacht vom 21. Auf den 22. April 1945 mit zwölf anderen Frauen im KZ Neuengamme ermordet (siehe www.stolpersteine-hamburg.de). Werner Etter, geboren am 1. November 1913, hingerichtet am 10. Februar 1945 im Zuchthaus Brandenburg (siehe www.stolpersteine-hamburg.de). Hugo Hecht, geboren am 21. Januar 1905, wurde am 26. Januar 1945 aus dem KZ Auschwitz in das KZ Buchenwald überstellt und am 6. Februar 1945 ermordet. Wilhelmine Hundert, geboren am 4. Juli 1897, wurde auf Betreiben der Hamburger Gestapo im April 1945 aus dem Frauenkonzentrationslager Ravensbrück nach Oranienburg überstellt und dort umgebracht. Elisabeth Rose, geboren am 8. November 1910, wurde am 5. Januar 1945 wegen "Wehrkraftzersetzung, Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat" zum Tode verurteilt und am 2. Februar 1945 in Plötzensee hingerichtet. Richard Schönfeld, geboren am 4. November 1885, verlor sein Leben am 18. Januar 1945 als "Polizeihäftling" im KZ Neuengamme. Adolf Schulz, geboren am 2. September 1886, starb am 14. März 1945 nach seiner Rückführung aus dem KZ Neuengamme im Untersuchungsgefängnis Hamburg an den Folgen der Lagerbedingungen. Erich Schulz, geboren am 5. August 1920, nach einjähriger Haft am 12. April 1945 aus dem Wehrmachtsgefängnis in Altona entlassen und der Bewährungskompanie "Weichsel" zugeteilt. Die letzte Nachricht von dort datiert vom 15. April 1945. Friedrich Stoltenberg, geboren am 14. Januar 1895, wurde als "Polizeihäftling" aus dem KZ Neuengamme im März 1945 in das Untersuchungsgefängnis Hamburg überstellt. Er starb an den Folgen der Lagerbedingungen am 6. April 1945 (siehe www.stolpersteine-hamburg.de).
Stand: März 2025
© Ingo Wille
Quellen: Adressbuch Hamburg 1922, 1932 (Max Löwe), 1933 (Strauss-Werke), 1938 (Tauwerkfabrik Steen); StaH 332-4 Aufsicht über die Standesämter 547 (Ernst Karl Richard Hampel/ Amanda Henny Hampel geb. Löwe verehel. Kristeller), 332-5 Standesämter 1315 Geburtsregister Nr. 1315/1906 (Max Kristeller), 6596 Heiratsregister Nr. 251/1922 (Max Löwe/Auguste Orth); 351-11 Wiedergutmachung 3620 (Ernst Hampel), 12669 (Auguste Marie Löwe), 31272 (Max Kristeller), 31273 (Max Kristeller), 38140 (Richard Struss), 44397 (Amanda Struss-Fehrlein); 522-01 Jüdische Gemeinden 0992 Kultussteuerkartei Max Löwe; Hans -Schwarz Nachlass zu Max Löwe: "1943.09 verhaftet 1944.05.31 KL Neuengamme 1944.07 zurücküberstellt Pol. Gef., dann ü/Altona nach Auschwitz": Quelle dieser Informationen ist Max Kristeller (10.10.1964). Mitteilung der Gedenkstätte Stutthof vom 4.9.2023. Arolsen Archives, diverse Dokumente zu Amanda Löwe, Barbara Dollwetzel und Clara Clasen im KZ Ravensbrück; Totenliste Hamburger Widerstandskämpfer und Verfolgter 1933 – 1945, Hamburg 1968, S. 54; Ursel Hochmuth/Gertrud Meyer, Streiflichter aus dem Hamburger Widerstand 1933-1945, Frankfurt/M 1980, S. 233, 422-440, 439; Simone Erpel, Zwischen Vernichtung und Befreiung – Das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück in der letzten Kriegsphase, Berlin 2005, S. 155 ff.

