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Helene Kohn (geborene Aschenbrandt) * 1888

Klosterallee 102 (Hamburg-Nord, Hoheluft-Ost)

1941 Riga
ermordet

Helene Kohn, geb. Aschenbrandt, geb.1.1.1898 in Sontra, am 6.12.1941 nach Riga deportiert, am 1.10.1944 ins KZ Stutthof weiterdeportiert, dort gestorben am 1.1.1945

Klosterallee

Helene Aschenbrandt wuchs im Kreis Rotenburg in Hessen auf, wo sie den Beruf der Schneiderin erlernte. Wann sie nach Hamburg zog und heiratete, ist unbekannt.

Mit ihrem Ehemann, dem selbstständigen Tischler Eugen Kohn, lebte sie in der Bornstraße 5, später in der Heinrich-Barth-Straße 17. Das Ehepaar hatte zwei Kinder: den am 13. Juli 1912 geborenen Berthold und den am 3. Dezember 1913 geborenen Walter.

Nachdem ihr Ehemann am 23. April 1934 gestorben war, übernahm Helene Kohn die gut ausgestattete Tischlerei in der Bismarckstraße 82, die sie später in die Bornstraße verlegte. Von Dezember 1935 bis Dezember 1938 war Helene Kohn als Inhaberin des Tischlereibtriebs Eugen Kohn, Hamburg 13, Bornstraße 5, in der Hamburger Handwerksrolle eingetragen.

Der Sohn Berthold, der im Geschäft der Familie von 1933 bis 1935 den Tischlerberuf erlernt hatte und dort später als Geselle arbeitete, hatte 1938 die Geschäftsführung des Betriebes inne, für die technische Leitung war ein Meister eingestellt, als im Zuge der "Arisierung" jüdischer Firmen der Betrieb geschlossen werden musste. Die Löschung in der Handwerksrolle erfolgte auf Grund Artikel II § 5 der Verordnung zur Durchführung der Verordnung zur Ausschaltung von Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben vom 23. November 1938.

Helene Kohn betrieb nun eine Pension in der Wohnung Klosterallee 5, wo sie auch selbst lebte. In den siebeneinhalb Zimmern wohnten mindestens vier Dauergäste. Im Dezember 1941 erhielt sie einen Deportationsbefehl. Sie wurde aufgefordert, ihren Wohnungsschlüssel bei der Polizei abzugeben und anschließend bei der Gestapo vorgeladen.

Gemeinsam mit Sohn Berthold wurde sie am 7. Dezember 1941 von der Sammelstelle an der Moorweidenstraße in Hamburg nach Jungfernhof bei Riga deportiert. Helene Kohn, die während der Internierung meist mit ihrem Sohn zusammen sein konnte, wurde anschließend in das Rigaer Getto umgesiedelt, wo sie das Ehepaar Erwin und Else Sekules kennenlernte. Beide Eheleute überlebten und verfassten nach Kriegsende Augenzeugenberichte über die Lager­zeit, worin sie sich auch an Helene Kohn erinnerten. Else Sekules war die Leiterin der "Arbeitsgruppe Wien" im Getto Riga und hatte ihren Schreibtisch im "Arbeitseinsatz-Büro" gemeinsam mit Gertrude Schneider, die mit der Leitung der "Arbeitsgruppe Wien" beauftragt war, gleichfalls überlebte und über ihre Zeit im Rigaer Getto ein Buch veröffentlichte.

Nach einem durch Krankheit vorzeitig beendeten Arbeitseinsatz im KZ Kaiserwald bei Riga wurde Helene Kohn im Oktober 1943 wieder ins Getto Riga zurücktransportiert. Als dieses im November 1943 aufgelöst wurde, kam sie in das KZ Stutthof bei Danzig. Damit wurde sie endgültig von ihrem Sohn Berthold getrennt, der die Verfolgungen überlebte und später Zeugnis ablegen konnte. (Sein Bericht zu Riga: http://www.rrz.uni-hamburg.de/rz3a035/ Riga.html).

Helene Kohn verstarb am 1. Januar 1945 frühmorgens im KZ Stutthof, laut Aktennotiz an Herzmuskelschwäche. Ihrem zweiten Sohn Walter war es gelungen, rechtzeitig zu emigrieren, vermutlich nach England, wobei er seinen Namen in Walter Collins änderte.


© Claudia García

Quellen: 1; 4; 6; 8; StaH 351-11 AfW, 10138 Kohn, Helene; StaH 552-1 Jüd. Gemeinden, 992e2 Band 1; Schneider, Gertrude, Exile and Destruction: The Fate of Australian Jews 1938-1945, Westport Conn, 1995; Schneider, Gertrude, Reise in den Tod: Deutsche Juden in Riga 1941–1944, Dülmen, 2006, S. 47, S. 89, S. 112; History of Jews in Hamburg: http://www.rrz.uni-hamburg.de/rz3a035/Riga.html ; Primary Source Media: http://microformguides.gale.com, Erwin Sekules: Evidences against Unteroffizier Franz Schwellenbach, Summer 1944 in: WL, Reel 57, P.III.h., No.1034, S. 3–8.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen.

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