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Friedrich Kempk * 1890

Billhorner Deich 25 (Hamburg-Mitte, Rothenburgsort)


HIER WOHNTE
FRIEDRICH KEMPK
JG. 1890
VERHAFTET 1933
ZUCHTHAUS FUHLSBÜTTEL
VERHAFTET 1937
KZ FUHLSBÜTTEL
1939 SACHSENHAUSEN
ERMORDET 21.2.1940

Friedrich (Fiete) Kempk, geb. 26.12.1890 in Hamburg, Tod am 20.2.1940 im KZ Sachsenhausen

Billhorner Deich/Einmündung des Quartierswegs Stresowstraße (Billhorner Deich 25)

Friedrich Kempk, genannt Fiete, kam in Hamburg als zweites Kind von Anna Kempk, geb. Möller, und dem Arbeiter Heinrich Kempk zur Welt. Seine Schwester Erna wurde 11 Monate später geboren, Wilhelmine am 15. Juli 1893, am 9. Februar 1895 und 23. Februar 1896 die Brüder Karl Wilhelm und Heinrich Karl. Inzwischen war die Familie von der Geibelstraße in Winterhude in die Humboldtstraße in Barmbek-Süd und dann in die Hauffstraße in Uhlenhorst umgezogen; Heinrich Kempk arbeitete nun als Kutscher. Familie Kempk gehörte der lutherischen Kirche an. Noch vor der Jahrhundertwende zog die Familie nach Rothenburgsort in die Lindleystraße 54/56 Hs 3.

Friedrich Kempk besuchte die Volksschule und nahm anschließend als ungelernter Arbeiter verschiedene Tätigkeiten an. Am 17. Mai 1913 heiratete er zum ersten Mal. Aus dieser Ehe ging eine Tochter hervor. 1915 wurde Friedrich Kempk eingezogen und geriet bei Ende des Ersten Weltkriegs in Gefangenschaft, aus der er erst 1919 zurückkehrte. Danach fand er eine Anstellung in einem Mühlenbetrieb. Am 8. Juni 1920 wurde die Ehe geschieden.

Friedrich Kempk ging am 26. Januar 1924 eine zweite Ehe ein. Er heiratete Ella Quednau, geboren am 1. Juni 1901 in Hamburg. Ihr Vater, Friedrich August Quednau, war ebenfalls Arbeiter; ihre Mutter Louise war eine geborene Mulks. Ella Quednau hatte die Volksschule besucht und ging nach ihrer Konfirmation Ostern 1916 "in Stellung", d. h. sie wurde Hausangestellte. Danach arbeitete sie in verschiedenen Betrieben. Das erste Kind des Ehepaares, 1924 geboren, starb bald nach seiner Geburt. Bis zur Geburt des zweiten Kindes, Günter, am 26. Oktober 1929, verdingte sie sich als Arbeiterin. Mit der beginnenden Weltwirtschaftskrise wurde Friedrich Kempk erwerbslos.

Sohn Günter Kempk wuchs in dem großen Wohnblock am Billhorner Deich 25 mit Innenhof und mit Blick auf den Rothenburgsorter Wasser­turm auf.

Er besuchte die Volksschule, ab Ostern 1940 die Realschule in der Marckmannstraße und wechselte 1941 nach Borgfelde, als diese mit der Hindenburg-Oberrealschule für Jungen am Brekelbaumspark zusammengelegt wurde, um Platz für eine Erweiterung des Kinderkrankenhauses Rothenburgsort zu schaffen. Günters Schulzeit endete 1947 nach einem weiteren Schulwechsel, denn Elternhaus wie Schule waren im "Feuersturm" im Juli 1943 zerstört worden.

Friedrich Kempk gehörte der KPD und dem Roten Frontkämpfer-Bund (RFB) an. Er wurde am 28. November 1933 verhaftet und am 8. November 1934 wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" verurteilt, in Tateinheit mit illegaler Betätigung, "da er auch nach der Machtergreifung durch die NSDAP für seine Partei in Hamburg gearbeitet hat". Als Strafe wurden ihm 2¾ Jahre Zuchthaus auferlegt, die er im Zuchthaus Fuhlsbüttel und in Rendsburg verbüßte.

Nach seiner Entlassung am 8. August 1936 war er bis Juni 1937 arbeitslos, wurde für sechs Wochen in "Schutzhaft" genommen, angeblich um die Feierlichkeiten von Adolf Hitlers Geburtstag 1937 nicht zu gefährden, und arbeitete danach wieder in einem Mühlenbetrieb. Wegen des Besuches des ungarischen Reichsverwesers Miklos Horthy nahm man ihn am 28. und 29. August 1939 erneut in "Schutzhaft" und verhaftete ihn noch einmal am 1. September 1939 von der Arbeitsstelle weg, wieder mit dem Vorwurf der kommunistischen Betätigung. Er wurde direkt in das KZ Sachsenhausen verbracht, wo er am 20. Februar 1940 "an Körperschwäche" verstarb. Die Urne mit seiner Asche wurde im Familiengrab auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt.

Die Strafe wurde auf Grund von § 3 des Hamburger Justizerlasses Nr. 1 vom 2.10.1945 im Strafregister getilgt.

© Hildegard Thevs

Quellen: VAN-Totenliste 1968; VVN 20. K9; StaH 241-1 II, Justizverwaltung II, Abl. 13; 332-5, 6351-622/ 1896; 351-11 Amt für Wiedergutma­chung, 010601, 261290; div. AB; Brahm, Felix, Lehren, Heilen, Überwachen, Hamburg 2007.

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