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Bereits verlegte Stolpersteine



Wilhelm Lührsen * 1904

Krummholzberg 2 (Harburg, Harburg)


HIER WOHNTE
WILHELM LÜHRSEN
JG. 1904
IM WIDERSTAND
VERRHAFTET 1934
FUHLSBÜTTEL
1943 STRAFBATAILLON 999
TOT JAN. 1945 IN
GRIECHENLAND

Weitere Stolpersteine in Krummholzberg 2:
Harry Naujoks, Henry Naujoks

Wilhelm Lührsen, geb. 6.7.1904 in Harburg, eingezogen zum Bewährungsbataillon 999, seit Januar 1945 in Griechenland verschollen

Stadtteil Harburg-Altstadt, Krummholzberg 2

Der gleichnamige Vater Wilhelm Lührsens, der Arbeiter Wilhelm Lührsen, war am 10.8.1863 in Bremen geboren worden. In der 1920er Jahren lebte er als Witwer in Harburg in der Eddelbüttelstraße 32 zusammen mit den Söhnen Wilhelm und Georg, geb. am 20.8.1907 in Harburg.

Wilhelm Lührsen jr. heiratete die Arbeiterin Maria Kubes, geb. am 30.12. 1906 in Harburg. Sie bekamen einen Sohn: Gerhard Lührsen, geb. am 26.5.1932. Wilhelm Lührsen jr. arbeitete als selbstständiger Schuhmacher mit Werkstatt in Altona in der Kruppstraße 24 (heute: Ruhrstraße), wohin er im Dezember 1931 auch zog. Er war Kommunist und beteiligte sich 1933 am Widerstand, vermutlich in Altona, wo ihn kaum jemand kannte. Am 11. Mai 1934 wurde er in seiner Werkstatt festgenommen und vom Hanseatischen Oberlandesgericht wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, das er in Ham­burg-Fuhlsbüttel verbüßte.

Während seiner Haft wurde seine Werkstatt geplündert, ob von Staats wegen oder durch Privatleute, ist nicht bekannt. Das gesamte Inventar wurde weggeschafft. Seine Frau argumentierte nach 1945 gegenüber den Behörden, er sei von der Stadt enteignet worden, was deren Vertreter jedoch abstritten. Als Wilhelm Lührsen entlassen wurde, war seine Werkstatt geschlossen. Er blieb erwerbslos bis 1940. Die Familie zog wieder nach Harburg ins Haus Krummholzberg 2.

Seit 1942 wurden viele verurteilte Widerstandskämpfer zu Strafbataillonen eingezogen, z. B. zum "Bewährungsbataillon 999" (siehe Fritz Dringelburg). Sie traten in der Regel auf dem Truppenübungsplatz am Heuberg in der Schwäbischen Alb an. Die Bataillone wurden dann in Südosteuropa oder Nordafrika eingesetzt. Am 3. Februar 1943 ereilte dieses Schicksal auch Wilhelm Lührsen, und er wurde nach Südosteuropa geschickt. Seine letzte Nachricht an die Ehefrau, die inzwischen in der Anzengruberstraße 17 wohnte, stammt vom 22. Januar 1945 aus Griechenland. Seitdem ist er verschollen. Am 28. August 1950 wurde er vom Amtsgericht Harburg für tot erklärt.

Maria Lührsen kämpfte jahrelang um Entschädigung, die ihr aber verweigert wurde. Die Behörden schrieben ihr wie in vielen anderen Fällen auch, wenn man ihn nicht ins Bewährungsbataillon gezogen hätte, wäre er regulärer Soldat geworden, und ihn hätte das gleiche Schicksal ereilen können. Sie übersahen dabei, dass die Soldaten der Bewährungsbataillone oft an besonders gefahrvollen Orten eingesetzt und regelrecht "verheizt" wurden. Gerade Griechenland und Jugoslawien waren wegen der starken Partisanenarmeen gefährliche Einsatzorte.

© Hans-Joachim Meyer

Quellen: VVN-BdA Harburg (Hrsg.), Die anderen, s. Personenverzeichnis; StaH, 332-8 Meldewesen, A46; StaH, 332-8 Meldewesen, A49, Steuer- und Wahlkartei 1943; StaH, 351-11, AfW, Wilhelm Lührsen; StaH, Adressbücher Harburg-Wilhelmsburg und Hamburg.

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