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Ludwig Petersen
© Staatsarchiv Hamburg

Ludwig Petersen * 1895

St. Pauli Hafenstraße zwischen 116 - 120 (Hamburg-Mitte, St. Pauli)


HIER WOHNTE
LUDWIG PETERSEN
JG. 1895
VERHAFTET 1939
KZ FUHLSBÜTTEL
KASTRIERT
ERMORDET 9.4.1945
ZUCHTHAUS CELLE

Ludwig Hansen Petersen, geb. 12.5.1895, inhaftiert 1923, 1926, 1931, 1939 und 1943, gestorben am 9.4.1945 im Zuchthaus Celle

St. Pauli Hafenstraße, zwischen Hausnummer 116 und 120 (Hafenstraße 118)

Der in Tondern/Südschleswig (heute Dänemark) geborene Ludwig Petersen arbeitete als Schuhmacher, Bote, Beton- und Bauhilfsarbeiter. Er war wegen Eigentumsdelikten vorbestraft. 1923, 1926 und 1931 stand er wegen seiner Homosexualität vor Gericht und wurde wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses und tätlicher Beleidigung zu Gefängnisstrafen von einer Woche bis fünf Monaten verurteilt.

Unter dem NS-Regime kam er 1939 wegen seiner Sexualität mit dem verschärften § 175 RStGB in Konflikt, weil er in einer öffentlichen Bedürfnisanstalt als Homosexueller denunziert worden war. Vom 8. bis 14. März 1939 befand er sich in polizeilicher "Schutzhaft" im KZ Fuhlsbüttel. Das Amtsgericht Hamburg verurteilte ihn zu einem Jahr Gefängnis.

1943 folgte ein weiteres Verfahren – dieses Mal vor dem Landgericht Hamburg. Ludwig Petersen wurde als "gefährlicher Gewohnheitsverbrecher" zu zwei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Aus dem Urteil: "Der Sachverständige Medizinalrat Dr. Wildhagen bezeichnet ihn als einen triebhaften, leicht schwachsinnigen Psychopathen, der sich gleichmässig auf homosexuellem und exhibitionistischem Gebiet betätige".

Die Strafe verbüßte Ludwig Petersen in den Zuchthäusern Fuhlsbüttel und Celle. In der Hoffnung, wieder in Freiheit zu gelangen, stimmte er der "freiwilligen" Kastration zu. Der operative Eingriff erfolgte am 9. März 1944 im Krankenhaus der Untersuchungshaftanstalt Berlin-Alt-Moabit. Von dort wurde er jedoch am 30. März 1944 wieder in das Zuchthaus Celle transportiert, wo er am 9. April 1945 ums Leben gekommen ist.

© Bernhard Rosenkranz (†)/Ulf Bollmann

Quellen: StaH 213-8 Staatsanwaltschaft Oberlandesgericht – Verwaltung, Abl. 2, 451 a E 1, 1 d; StaH 213-11 Staatsanwaltschaft Landgericht – Strafsachen, A07737/32 und 2878/45; StaH 242-1 II Gefängnisverwaltung II, Abl. 13 und 16; StaH 352-12 Gesundheitsbehörde – Sonderakten, Abl. 1999/1 Petersen, Ludwig Hansen.

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