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Walther Nickels * 1910

Balduinstraße (Parkplatz der Schule St. Pauli) (Hamburg-Mitte, St. Pauli)


HIER WOHNTE
WALTHER NICKELS
JG. 1910
VERHAFTET 1936
1939 KZ FUHLSBÜTTEL
1942 EMSLANDLAGER
ERMORDET 7.3.1943
KZ NEUENGAMME

Walther "Walter" Nickels, geb. 15.4.1910, inhaftiert 1936, 1937 und 1942, gestorben am 7.3.1943 im KZ Neuengamme

Balduinstraße (früher: Erichstraße 85)

Die Eltern des aus Itzehoe stammenden Walther Nickels betrieben einen Gasthof. Sie sollen "rechtschaffene Leute" gewesen sein. Nach der Schulentlassung erlernte Walther Nickels das Konditorhandwerk. Lange Zeit arbeitete er in diesem Beruf, bevor er als Kochsmaat zur See fuhr. "In seinen Zeugnissen wird er nach Befähigung und Gesinnung sehr günstig beurteilt." An Bord war er sehr beliebt, "sehr willig und zuvorkommend".

Seine homosexuellen Neigungen flogen 1936 durch die Denunziation von Nachbarn seines verheirateten Sexualpartners Wilhelm Nebelung (geb. 2. September 1893 Oldesloe, gest. nach dem 16. Juli 1942 im KZ Mauthausen; Stolperstein: Hansaplatz 8/St. Georg) auf. Im Bericht der Kriminalpolizei vom 14. Mai 1936 heißt es:

"Es wurde vertraulich in Erfahrung gebracht, daß bei Nebelung, Hermannstr. 5 I. Homosexuelle zum Absteigen kommen. ...
Nebelung ist auch homosexuell veranlagt. Sein Verhältnis mit Vornamen Walter, soll bei ihm wohnhaft sein. Nebelung hat auswärts Verwandte und er bringt Geld nach dort, das dann später wieder an ihn per Post geschickt wird. Bei den Beamten, die bei ihm überholen, täuscht er dann vor, daß er von seinen Verwandten unterstützt wird. Oder er gibt an, eine Autovermietung zu haben. In Wirklichkeit besitzt er kein Auto."


Das Ehepaar Nebelung wurde wegen Verdunkelungsgefahr festgenommen.

Am 2. Dezember 1936 fand der Prozess vor dem Amtsgericht Hamburg statt. Der Richter verurteilte Walther Nickels zu vier Monaten Gefängnis. Aus der Urteilsbegründung von Amtsgerichtsdirektor Dr. Fromm: "Er [Nickels] bekam nicht etwa ein Zimmer für sich allein, sondern er lebte jetzt sozusagen wie die Frau des Angeklagten Nebelung. Sie schliefen zusammen in einem Bett und vollzogen regelmäßig den Geschlechtsakt, ähnlich dem zwischen Mann und Frau. ... Nach der Überzeugung des Gerichts hat daher der Angeklagte Nebelung von Dezember 1935 bis Februar 1936 als Mann mit einem anderen Manne Unzucht getrieben und der Angeklagte Nickels in der gleichen Zeit sich von dem Angeklagten Nebelung zur Unzucht missbrauchen lassen."

Vom 8. Juni bis zum 8. Juli 1937 war Walther Nickels als "Schutzhäftling" in Fuhlsbüttel inhaftiert und im August 1937 erfolgte eine erneute Verurteilung zu zehn Monaten Gefängnis wegen "widern. Unzucht". Am 16. Dezember 1937 konnte er aus der Strafanstalt fliehen, allerdings wurde er bald wieder verhaftet und musste die Strafe bis zum 8. April 1938 verbüßen.

Am 30. April 1942 wurde er mit einem Sammeltransport in das Emslandlager I Börgermoor gebracht. Im Januar 1943 erfolgte seine Registrierung unter der Häftlingsnummer 13758 im KZ Neuengamme, wo er am 7. März 1943 ermordet wurde.

© Bernhard Rosenkranz (†)/Ulf Bollmann

Quellen: StaH 213-8 Staatsanwaltschaft Oberlandesgericht – Verwaltung, Abl. 2, 451 a E 1, 1 b; StaH 213-11 Staatsanwaltschaft Landgericht – Strafsachen, 1476/37; StaH 242-1 II Gefängnisverwaltung II, Abl. 13 und 16.

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