Namen, Orte und Biografien suchen


Bereits verlegte Stolpersteine



Gertrud Jachinski * 1918

Koppel 18 (Hamburg-Mitte, St. Georg)


HIER WOHNTE
GERTRUD JACHINSKI
JG. 1918
VERHAFTET
VERURTEILT MAI 1940
"SCHUTZHAFT" 1940
RAVENSBRÜCK
ERMORDET 5.3.1942
HEILANSTALT BERNBURG

Gertrud Jachinski, geb. 13.2.1918 in Hamburg, durch Giftgas ermordet in der Tötungsanstalt Bernburg am 5.3.1942

letzte Wohnadresse: Koppel 18

Gertrud Jachinski wuchs als zweites Kind (Bruder: Alfred, geb. 1915) des Kaufmanns Bernhard Jachinski und seiner Frau Rosa, geb. Manasse, in Hamburg auf. Die Ehe, in der nur die Mutter jüdischer Herkunft war, wurde bereits geschieden als Gertrud noch Jugendliche war. Rosa Jachinski wurde 1935 in das Versorgungsheim Oberaltenallee 60 eingewiesen, während ihre Tochter Gertrud im selben Jahr in eine "Anstalt des Jugendamtes" kam. Ihr Vater heiratete bald nach der Scheidung erneut und scheint sich danach wenig um die Kinder aus seiner ersten Ehe gekümmert zu haben. Die Mutter verstarb bereits Anfang Januar 1939.

Wahrscheinlich hat Gertrud Jachinski nie eine Berufsausbildung absolviert. Seit etwa 1938 befand sie sich offenbar nicht mehr in ständiger Heimerziehung, sondern hielt sich im Rotlichtmilieu von St. Georg auf. Hier arbeitete sie als Zimmermädchen in Hotels, als "Tanzdame" in Nachtlokalen und anscheinend auch als Prostituierte.

Ab 1938 stand sie unter laufender Überwachung der Fürsorgestelle, die sie zeitweise in Heime einwies – u. a. in die Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn – und vom Gesundheitsamt medizinisch untersuchen ließ. Bei einer solchen Untersuchung wurde eine Geschlechtskrankheit festgestellt, woraufhin Gertrud Jachinski einige Wochen im Krankenhaus verbringen musste. Im zweiten Halbjahr 1939 wohnte sie unter verschiedenen Adressen in St. Georg, zuletzt vor ihrer Verhaftung im Januar 1940 wegen Verstoßes gegen Auflagen der Gesundheitsbehörde (§ 327 StGB), in Koppel 18.

Im Mai 1940 wurde Gertrud Jachinski in "Schutzhaft" genommen und in das Konzentrationslager Ravensbrück eingewiesen, wobei als Haupthaftgrund "Rassenschande" angegeben wurde. Nach dem Krieg gab der Bruder von Gertrud, Alfred Jachinski, an, seine Schwester habe vor ihrer Festnahme "jahrelang mit einem sog. Arier eine feste Verbindung" gehabt. Amtlich teilte die Kriminalpolizeileitstelle Hamburg im Mai 1942 der Fürsorgestelle mit, dass Gertrud Jachinski am 5. März 1942 im KZ Ravensbrück gestorben sei, die Gedenkstelle Ravensbrück geht jedoch davon aus, dass sie Opfer der "Schwarzen Transporte" im Frühjahr 1942 nach Bernburg wurde, bei denen vorwiegend Frauen jüdischer Herkunft mit Giftgas ermordet wurden.

© Benedikt Behrens

Quellen: 1; 4; AfW, Entschädigungsakte und Fürsorgeakte; Schriftl. Mitteilung der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück v. 5.7.2006.

Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen

druckansicht  / Seitenanfang