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Albert Malachowski * 1909

Schlegelsweg 13 (Wandsbek, Eilbek)


HIER WOHNTE
ALBERT MALACHOWSKI
JG. 1909
VERHAFTET
‚VORBEREITUNG ZUM HOCHVERRAT’
KZ FUHLSBÜTTEL
TOT 20.12.1936

Albert Eduard Malachowski, geb. am 14.2.1909 in Welsleben, gestorben am 20.12.1936 im Untersuchungsgefängnis Hamburg

Schlegelsweg 13

Albert Malachowski war 1931 an einem Überfall auf einen Polizisten beteiligt, der zu dessen Tod führte. Die Tat stand im Zusammenhang mit den zunehmend auf der Straße ausgetragenen und sich zuspitzenden politischen Kämpfen zwischen Nationalsozialisten einerseits sowie Kommunisten und Sozialdemokraten andererseits.

Albert Malachowski, Sohn des Königlich Preußischen Bahnwärters Eduard Malachowski und seiner Ehefrau Minna Auguste, geborene Hunold, war am 14. Februar 1909 in dem kleinen Ort Welsleben wenige Kilometer südlich von Magdeburg, westlich von Schönebeck (Elbe) geboren worden.

Nach dem tödlichen Betriebsunfall seines Vaters zog die Mutter mit Albert wahrscheinlich 1921 nach Hamburg in den Schlegelsweg 13. Das Adressbuch enthält Minna Malachowski seit 1922. Schon vorher wohnte hier ein C. Malachowski, dessen Verwandtschaftsverhältnis zu Minna Malachowski nicht ermittelt werden konnte.

Von Beruf Zimmermann bzw. Tischler, studierte Albert Malachowski ab 1927 an der Kunstgewerbeschule Hamburg am Lerchenfeld Architektur bei Professor Hermann Maetzig. Während seines Studiums trat er der KPD und dem KJVD (Kommunistischer Jugendverband Deutschlands) bei. Im Juni/Juli 1931 wurde er Mitglied des J.S.S. (Jugendselbstschutz) im Hamburger Distrikt Nord-Osten des KJVD.

Albert Malachowski hatte eine Freundin, Hertha Wolf, die bei ihren Eltern in der Lübecker Straße 70 wohnte.

Das wenige Überlieferte über die Zeit an der Kunstgewerbeschule findet sich in den Unterlagen über ein Disziplinarverfahren gegen den Direktor der Landeskunstschule, Professor Maetzig, aus dem Jahre 1934, das u. a. angestrengt wurde, weil dieser "durch Fahrlässigkeit die Beschäftigung des Kommunisten Malachowski beim Schulheim in Kollmar gefördert hat".

Seit einem Erlass der Berufsschulbehörde von 1930 war den Schülerinnen und Schülern der Hamburger Staatsschulen die Zugehörigkeit zur KPD untersagt. Hierzu durch Professor Maetzig befragt, hatte Albert Malachowski die ehrenwörtliche Versicherung abgegeben, aus der KPD ausgetreten zu sein und mit der kommunistischen Bewegung in keinerlei Zusammenhang mehr zu stehen.

Der mittellose Albert Malachowski war einer der begabtesten und fleißigsten Schüler der Landeskunstschule. Er erhielt mehrmals ein Stipendium. Nach Abschluss des Studiums, etwa ab 1930, war er als Architekt tätig. 1931 plante er für seinen politischen Freund Walter Bunge in Meiendorf eine Hühnerfarm nach dem Vorbild einer sowjetischen Kolchose, auf der 150.000 Legehennen gehalten werden sollten.

Walter Bunge, ebenfalls KPD-Mitglied, war im ersten Weltkrieg zum Pazifisten geworden. Während einer Studienreise in die Sowjetunion hatte er die Idee zu dem Hühnerfarmprojekt entwickelt und nach seiner Rückkehr energisch vorangetrieben, konnte sie letztlich aber doch nicht verwirklichen. Walter Bunge wurde nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten Anfang 1933 mehrfach verhaftet und gegen Ende 1944 im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet. Für ihn liegt ein Stolperstein in der Pusbackstraße 38 in Hamburg-Rahlstedt (vgl. Stolpersteine in Hamburg, S. 268ff.).

Im Herbst 1932 strebte Albert Malachowski mit Erfolg die erneute Aufnahme in der Landeskunstschule an. Er war arbeitslos und wollte die Zeit seiner Arbeitslosigkeit zur Weiterbildung nutzen. Professor Maetzig, der Leiter der Schule, beschrieb ihn als fleißig und bei seinen Mitschülern beliebt.

Als die Studentenschaft in Kollmar an der Elbe ein Bauernhaus gepachtet hatte und es zu einem Schullandheim umbauen wollte, wünschte sie Albert Malachowski als Bauleiter. Diese Aufgabe wurde ihm im Juni 1933 durch den Obmann und Hitlerjugend-Leiter Meierforth übertragen. Dabei war allein seine handwerkliche Qualifikation bedeutsam. Die Aufgabe nahm etwa fünf Wochen in Anspruch. Die Studierenden waren von Albert Malachowski begeistert.

Im Sommer 1933 stand Albert Malachowski erneut im Verdacht, mit der KPD in Verbindung zu stehen. Die Untersuchung der Staatspolizei (die in Hamburg ab Dezember 1935 offiziell die Bezeichnung Geheime Staatspolizei [Gestapo] führte) verlief jedoch ergebnislos. Er durfte an der Landeskunstschule bleiben. Professor Maetzig äußerte in seinem eigenen Disziplinarverfahren über Albert Malachowski, man habe den Eindruck gehabt, er hätte aus innerster Überzeugung zum Nationalsozialismus gefunden.

Nach Abschluss der Tätigkeit in Kollmar verließ Albert Malachowski die Landeskunstschule bald. Er erhielt eine Anstellung als Zeichner in Kirchheim/Teck, wurde aber nach wenigen Wochen wieder entlassen. Angeblich hatte die Staatspolizei die Firma dazu aufgefordert. Nach Hamburg zurückgekehrt, wurde Albert Malachowski von der Staatspolizei verhaftet. Er kam nie wieder frei. Seine Mittäter an dem Überfall 1931, Rudolf Lindau, Friedrich Winzer sowie zwei weitere mit den Namen Pflugbeil und Heine wurden ebenfalls erst im November 1933 ermittelt.

Mangels anderer Quellen muss sich die Darstellung des Tathergangs auf die Begründung des Urteils von Ende 1933 stützen.

Albert Malachowski und seine vier Mitbeschuldigten sollen am späteren Abend des 27. August 1931 in der Chateauneufstraße in Hamburg-Hamm dem auf dem Weg zum Dienst befindlichen Polizeimeister Perske die Dienstwaffe abgenommen haben. Rudolf Lindau soll dem Polizisten zugerufen haben: "Hände hoch". Als dieser sich umdrehte und anscheinend nach seiner Pistole greifen wollte, habe Rudolf Lindau laut Aussage entgegen seiner Absicht geschossen. Polizeimeister Perske wurde durch einen Bauchschuss schwer verletzt. Er starb am 31. August 1931 im Krankenhaus.

Motiv der Tat war laut Urteil des Hanseatischen Sondergerichts vom 30. Dezember 1933 die Absicht, "sich möglichst viele Waffen zur Vorbereitung der Machtübernahme [durch die Kommunisten] zu beschaffen." Im Urteil heißt es weiter: "Diese Pläne wurden auch in der J.S.S.-Gruppe von Lindau erörtert, die nur zum Teil bewaffnet war und eine vollständige Bewaffnung anstrebte. Man sprach zunächst von Ankäufen, kam dann aber, weil kein Geld vorhanden war, auf den Gedanken der Entwaffnung von Polizeibeamten."

Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Rudolf Lindau, Friedrich Winzer und Albert Malachowski körperliche Gewalt anwenden bzw. auch töten wollten, denn sie seien bewaffnet gewesen.

Es stellte dann fest, dass den Angeklagten Malachowski und Winzer eine Teilnahme an der Ausführung des Überfalls auf den Polizeimeister Perske nicht nachgewiesen werden könne, wohl aber die Teilnahme an vorangegangenen Besprechungen über die Pläne.

Albert Malachowski und Friedrich Winzer wurden am 30. Dezember 1933 vom Hanseatischen Sondergericht wegen Landfriedensbruchs/gemeinschaftlich begangenen Mordes zu vier Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust verurteilt, Rudolf Lindau zum Tode. Er wurde am 10. Januar 1934 hingerichtet.

Die Hamburger Zeitungen berichteten breit und einseitig über den Prozess.

Das Ende seiner Haftzeit, das auf seiner Haftkarteikarte für den 30. Dezember 1937 vornotiert war, erlebte Albert Malachowski nicht. Er erkrankte an einer Grippe, die er sich bei Ladearbeiten im Gefängnishof zugezogen hatte. Daraus entwickelte sich eine Lungenentzündung. Am 14. De­zem­ber 1936 wurde er aus dem Zuchthaus Fuhlsbüttel in das Untersuchungsgefängnis Am Holstenglacis überstellt. Albert Malachowski starb sechs Tage später am 20. Dezember 1936 nur 27-jährig im Zentrallazarett im Untersuchungsgefängnis Hamburg.

Die Erinnerungstafel im Eingangsbereich der Gedenkstätte Kola-Fu mit den Namen dort zu Tode gekommener Gefangener verzeichnet auch Albert Malachowski.

Stand Februar 2014
© Ingo Wille

Quellen: AB; StaH 221-10 Dienststrafkammer, 162 Bd. 4 (Disziplinarverfahren Prof. Maetzig); 213-11 Staatsanwaltschaft Landgericht – Strafsachen, L0004/38 (Rudolf Lindau und andere); 242-1 II Gefängnisverwaltung II, Abl. 13, U-Haft, Abl. 16, U-Haft; 332-5 Standesämter 1052-323/1936, 7232-772/1939; 351-11 Amt für Wiedergutmachung 36590; Forschungsstelle für Zeitgeschichte Hamburg, Archiv, 11/306 (Nachlass Walter Bunge); Standesamt der Verbandsgemeinde Egelner Mulde, Egeln; VVN-Hamburg, Archiv; Gedenkbuch Kola-Fu, S. 63, Hamburger Anzeiger 1933.

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